Letzte Woche war ich bei den Freunden von Precious in Hamburg zu Gast, um zu sehen, wie sich ihre Designstudenten machen und um mit Rat und altklugen Sprüchen zur Seite zu stehen. Zusätzlich habe ich noch einen Vortrag gehalten, in dem es vom Digitalen Dualismus über die Weltbilder und Ideologien, die unsere Technologien prägen, bis zum Transhumanismus ging, um durch die Reflektion dieser Themen bewusster Lösungen und Alternativen zu entwickeln.
Ich habe den Studenten eine Linkliste zur Vertiefung versprochen, die ich hier veröffentliche.
Digitaler Dualismus
- In Digital Dualism versus Augmented Reality beschreibt Nathan Jurgenson zum ersten Mal diesen Begriff.
- The IRL Fetish stellte den Begriff dann einer größeren Leserschaft vor.
- Michael Sacasas fasst in Online/Offline/No Line einige kritische Auseinandersetzungen mit Jurgenson’s Digital-Dualism-Begriff zusammen. (Seine Ausführungen zum Borg Complex sind ebenfalls sehr lesenswert.)
- Alexis Madrigal ruft in ‚Camp Grounded,‘ ‚Digital Detox,‘ and the Age of Techno-Anxiety nach einer tiefergehenden Technologiekritik und liefert mit The Machine Zone: This Is Where You Go When You Just Can’t Stop Looking at Pictures on Facebook gleich einen ersten Versuch.
Ideologien hinter den Technologien
- The Californian Ideology ist ein Whitepaper von 1995, in dem Richard Barbrook und Andy Cameron eindrücklich beschreiben, wie das Weltbild und die vorherrschenden Ideologien des „Silicon Valleys“ (mit Gänsefüßchen) entstanden sind. Essentielle Insights, wenn man verstehen will, warum die Technologieszene in Kalifornien so funktioniert, wie sie funktioniert. (Leider sind die Verbesserungsvorschläge weiter hinten weniger substanziell als die Analyse). Die am Ende verlinkten Reaktionen auf das Whitepaper sollte man sich ebenfalls ansehe.
- Silicon Valley’s Secessionist Movement Is Growing bezieht sich auf die Rede eines Genetikunternehmens aus San Francisco, in der er sich dafür ausspricht, dass die Technologiebranche ihr eigenes Land braucht und sich von den USA abspalten soll.
- Geeks for Monarchy: The Rise of the Neoreactionaries beschreibt die extreme Position einiger Blogger, die Freiheit und Stabilität mit Demokratie für unvereinbar halten.
- Alice Marwick hinterfragt in Silicon Valley Isn’t a Meritocracy. And It’s Dangerous to Hero-Worship Entrepreneurs die übliche Rhetorik der Unternehmerverherrlichung in der kalifornischen Tech-Szene.
- Age-ism, Transhumanism, and Silicon Valley’s Cognitive Dissonance ist ein guter Übergang von der Ideologie des Silicon Valleys zu Transhumanismus.
Dieser Abschnitt könnte noch einige Links mehr vertragen, um mehr Blickwinkel abzudecken. Hinweise willkommen.
Transhumanismus
- Wikipedia: Transhumanismus ist ein großartiger Startpunkt mit sehr viel Material und Verweisen zum Thema
- Wikipedia: Technoself ist ein weiterer Grundlagenartikel mit vielen Begriffserklärungen
- H+ Magazine ist ein umfangreiches Online-Magazin, dass viele Themenbereiche in diesem Feld abdeckt
- Dieses Einführungsvideo zu Transhumanismus erklärt recht anschaulich die größten Aufgaben, mit denen sich das Feld beschäftigt.
- In A History of Transhumanist Thought (PDF) gibt Nick Bostrom einen guten Überblick über die Entstehung des Feldes.
- Nexus von Ramez Naam (Link zu meinen Zitaten aus dem Buch) ist ein Action-Thriller, der ca. 20 Jahre in der Zukunft spielt und recht verständlich und glaubhaft ein mögliches Szenario für eine transhumane Zukunft beschreibt. Dadurch werden die abstrakten Ideen der Transhumanisten deutlich „erlebbarer“.
- In Accelerando spinnt Charles Stross eine mögliche Entwicklung der Menschheit in ein posthumanes Zeitalter immer weiter. Er fängt nur ein paar Jahre in die Zukunft an und springt dann immer wieder ein paar Dekaden weiter. Wer ausgemalt bekommen möchte, „wo das alles enden könnte“, der ist hier genau richtig.