Irgendwie ist es geradezu faszinierend, wie „kaputt“ sich Email als Kommunikationsmedium für die meisten von uns anfühlt. Wenig scheint zum modernen Stress so viel beizutragen wie der nicht abreißende Strom an neuen Nachrichten in unseren Inboxen. Es wird beständig schlimmer und damit auch unsere verzweifelten Experimente, Lösungen zu finden.
Eine zeitlang war es in Mode, so genannten „[Email Bankrot](https://secure.wikimedia.org/wikipedia/en/wiki/Email_bankruptcy)“ zu erklären. Man gab vor der schieren Anzahl der ungelesenen Nachrichten im Eingang einfach auf, schickte jedem, mit dem man schon mal Kontakt hatte, eine Nachricht, dass man gerade aufgegeben hat und, wenn es etwas wichtiges gab, es doch bitte noch mal schicken solle. So richtig hat das leider nicht geholfen, da die Email-Eingangsboxen viel zu schnell wieder bei der alten Fülle waren.
### Einfach nicht antworten
Derzeit ist wieder mehr über das Thema Emailflut zu lesen. MG Siegler, unter anderem Autor bei Techblog [Techcrunch](http://techcrunch.com/) hat [gerade erklärt](http://techcrunch.com/2011/07/06/i-wouldnt-say-ive-been-missing-it/), dass er im Juli keine Emails mehr beantwortet. Eine Art Experiment am eigenen Kommunikationswesen. Er will wissen, ob er dadurch wirklich etwas verpasst und welche andere Wege die Leute finden, um ihn zu kontaktieren.
Er zitiert auch [Emily Magazine](http://www.emilymagazine.com/?p=371) mit den Worten
> When people at parties ask me what I do I think I am just going to start saying that I’m an “emailer.”
### Email Sabbatical
[Danah Boyd](http://www.danah.org/), bekannt durch ihre ausführlichen Untersuchungen unter anderem zum Privatsphäre-Verständnis von Teenagern, nimmt ihre Urlaubszeiten so ernst, dass sie in der Zeit praktisch keine Emails liest. Damit das mit ihrem Umfeld funktioniert, bereitet sie diese „[Email Sabbaticals](http://www.danah.org/EmailSabbatical.html)“ pedantisch vor. Die Beschreibung zeigt vor allem in beeindruckender Weise, wie viel Druck wir schon beim Thema Email empfinden zu scheinen, wenn jemand sich verpflichtet fühlt, eine Auszeit von ein paar Wochen in der Form einzuleiten.
### Email Charter
Vielleicht mit der nachhaltigste Ansatz wurde von TED Kurator Chris Anderson [initiiert](http://tedchris.posterous.com/help-create-an-email-charter). Mit der „[Email Charter](http://emailcharter.org/)“ soll versucht werden, die Qualität von Emails zu erhöhen und damit die Verarbeitung massiv zu vereinfachen. Dazu hat Anderson mit viel Unterstützung zehn Regeln definiert, die uns alle zu besseren Emailern machen sollen.
### Priority Inbox & ActiveInbox
Ich muss sagen, dass mir Email gerade erstaunlich wenig schlaflose Nächte bereitet. Dazu haben insbesondere zwei Tools beigetragen. Zum einen [Gmail’s](https://mail.google.com) [Priority Inbox](https://mail.google.com/mail/help/priority-inbox.html), bei der Gmail versucht, meine eingehenden Emails in wichtige und sonstige Mails zu unterteilen, was nach einigem Training auch erstaunlich gut funktioniert. Damit sehe ich auf einen Blick, ob etwas wichtiges eingegangen ist, um das ich mich umgehend kümmern sollte. Alles andere wird von mir in gezielten Sessions abgearbeitet.
Dabei hilft mir [ActiveInbox](http://www.activeinboxhq.com/), eine Extension, die es für Firefox und Chrome gibt. Sie setzt auf dem Label-System von Gmail auf und erweitert die Funktionen um einen von [Inbox Zero](http://inboxzero.com/) inspirierten Ansatz. So kann ich Mails mit „Action“, „Waiting for“ und „Someday“ markieren und danach sortieren.
Viel mehr als Email selbst, macht mir gerade die Fülle der Eingangsboxen Probleme. Jede Platform im Web kommt mit ihrem eigenen Nachrichtensystem und jeder Kontakt hat Vorlieben für ein anderes. Die einen senden am liebsten über Xing, die anderen über Facebook Messages. Ich habe auch schon Businessanfragen über die Ask-Funktion von Tumblr bekommen. Da ist mir Email als Kommunikationszentrum doch lieber. Das hat einfach schon mehr Jahre und Iterationen aufm Buckel. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob wir in zehn Jahren zurück blicken werden und uns fragen, wie wir damals bloß mit der Kommunikationsflut zurecht bekommen sind bevor die Lösung kam in Form von …
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