Eine Frage, die mir auf Formspring.me gestellt wurde: So intensiv wie Du die neusten Entwicklungen im Web verfolgst, kommen Dir nicht ständig Ideen für innovative und tragfähige Geschäftsmodelle? Juckt es Dir nicht in den Fingern was eignes zu starten?
Antwort: Erstmal, ich verfolge bei weitem nicht nur die neusten Entwicklungen im Web. Das Web ist in erster Linie mal das beste Werkzeug, um neue Entwicklungen zu verfolgen (dicht gefolgt von Magazinen). Aber meine Interessen gehen weit über das Web als Kommunikationsmedium hinaus. Retail und Gastronomie gehören dazu, genauso wie Stadtplannung, Design und Spiritualität/Theologie.
In dieser Aussage liegt schon eine der Gründe verborgen, warum es mir zwar häufig „in den Fingern juckt“, ich aber bisher noch nichts „eigenes gestartet“ habe: ich langweile mich zu schnell. Wichtige Eigenschaft eines Entrepreneurs (ich mag das Wort lieber als „Unternehmer“, weil ich es mehr mit jemandem verbinde, der Unternehmen startet) ist, sich voll und ganz seinem aktuellen Unternehmen hinzugeben. Gerade zu Beginn scheint mir Konzentration enorm wichtig, um das richtige Momentum aufzubauen. Hat man erstmal begonnen, heißt es in der Regel auf Jahre dran zu bleiben.
Ich dagegen lebe vom ständigen Springen zwischen verschiedenen Themen. Wird mir eins zu langweilig, steht das nächste schon bereit. Ich greife auch gerne ein Projekt wieder auf, aber schon nur eine Woche nur auf einer Sache zu arbeiten laugt mich aus. Vielfalt gibt mir Energie. Sollte ich doch mal was gründen, sollte ich mir vielleicht Ritalin besorgen 😉
Zwei weitere Aspekte halte mich derzeit davon ab, es als Entrepreneur zu versuchen. Ich tue mich zum einen mit dem „Business“-Part schwer. Es soll ja Leute geben, die sich in Excel wohl fühlen. Zahlen und Finanzen sind aber sicherlich nicht mein Steckenpferd. Klar, viel kann man lernen. Aber die Frage ist, ob ich das will.
Das führt mich zum zweiten Aspekt: dem Managementpart. Ich bin sehr inhaltlich gestrickt. Mich interessieren Themen und Konzepte. Aber Entrepreneur zu sein hat nun mal auch viel mit Mitarbeiterführung, Verhandlungen etc. zu tun. Das gilt übrigens genauso für Unternehmen. Mich stört es ungemein, dass man fast nirgendwo „aufsteigen“ kann, ohne dass nicht irgendwann die inhaltliche Arbeit immer kleiner und die Managementaufgaben immer größer werden.
All das sind Gründe, warum ich bisher noch nichts Eigenes gestartet habe. Sollte es trotzdem in der Zukunft irgendwann dazu kommen, wird es wohl vor allem an der Not liegen, nach wie vor nicht das Optimale gefunden zu haben.
Das sind übrigens nur halbgare Gedanken. Überzeugende Argumente von Entrepreneuren, warum ich das alles ganz falsch sehe, finden durchaus offene Ohren.
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