Zukünfte verstehen und gestalten

Gedanken zu Barcamps #2 – Hilfe für Einsteiger


Hier ist Teil 2 meiner allgemeinen Gedanken zu Barcamps. Teil 1 ging um das Problem der No-Shows. Vielen Dank an dieser Stele für euer zahlreiches Feedback. So macht eine gemeinsame Diskussion Spaß.

Ich höre es immer wieder, wenn ich Leute frage, ob sie zum Barcamp kommen wollen: „Ich wüsste gar nicht, was ich erzählen sollte.“, „Ich habe Angst, dass ich kritisiert werden.“ oder „Ich habe keine Zeit, eine Präsentation vorzubereiten.“

Der Grundsatz eines Barcamps ist „Keine Zuschauer, nur Teilnehmer.“ In der Essenz stimmt das auch. Allerdings baut die Formulierung dieses Grundsatzes für viele Barcamp-Einsteiger eine hohe Hürde auf. Wer noch nie in einer Barcamp-Session war, geht häufig erstmal davon aus, dass diese wie ein normaler Konferenz-Vortrag funktioniert, inklusive Powerpoint-Präsentation etc. Vielen geht erst nach den ersten ein, zwei Sessions ein Licht auf. Deswegen liebe ich den Barcamp-Sonntag so, weil dann die ganzen Einsteiger verstanden haben, wie der Hase bei einem Barcamp läuft und sich selbst einbringen. Ich habe immer wieder Einsteiger erlebt, die auf ihrem ersten Barcamp Sonntags spontan eine Session gemacht haben. Auch in Hannover gab es das wieder und diese Sessions gehörten zu den besten, bei denen ich dabei war.

Ich denke, dass wir vor und auf Barcamps besser für die Einsteiger kommunizieren müssen, um sie schneller mit reinzunehmen. Hier sind ein paar Vorschläge.

Hilfreiche Fragen für Einsteiger

Bei der Ideenfindung für eine Session könnte eine Liste mit Fragen weiterhelfen, die man sich stellen kann. Das wären Fragen wie:

• Übst du einen für Barcamp-Teilnehmer eher unüblichen Beruf aus? Dann erzähl uns aus deinem Berufsalltag.
• Hast du dich in letzter Zeit mit einem Thema intensiver beschäftigt? Hast du Bücher dazu gelesen? Dann erzähle uns davon.
• Welche grundlegenden Beobachtungen könntest du aus Projekten ziehen, an denen du in letzter Zeit gearbeitet hast? Vergleiche sie mit Beobachtungen anderer Teilnehmer.
• Hast du in den letzten 12 Monaten deine Diplomarbeit geschrieben? Stell sie uns vor.
• Arbeitest du in deiner Abteilung nach einer bestimmten Methode? Gib uns einen Einblick.

Ich denke, dass man da noch jede Menge andere Fragen findet, die vermitteln, dass man schon die letzten 24 Monate im Koma gelegen haben muss, um nicht irgendetwas zu haben, womit man andere bereichern könnte.

Der Barcamp-Start – Vorstellung und Wunschrunde

Ein häufiger Kritikpunkt am Wochenende war das Fehlen der Vorstellungsrunde am Samstag und das kann ich nur unterstützen. Erst wenn ich von jemandem mitbekomme, was er macht, kann ich ihn ermutigen, dazu etwas zu erzählen. Denke auch, dass das eine gute Aufgabe für uns Barcamp-Veteranen ist, gezielt auf Neulinge zuzugehen und sie zu ermutigen.

Neben der Session-Vorstellungsrunde plädiere ich dafür, genauso eine Session-Wunschrunde zu machen, in der jeder die Möglichkeit hat, Themen zu äußern, zu denen er gerne etwas hören würde. Auch das kann Neulingen eine gute Idee geben, wozu sie etwas machen könnten.
Klar, der Barcamp-Einstieg wird dadurch noch etwas länger. Aber ich würde lieber die erste Runde Sessions ausfallen lassen und dafür diese gemeinsame Zeit ausweiten, die ich an den Barcamps sehr mag. Hier kommt die gesamte Community für dieses Barcamp zusammen und meine Beobachtung ist, dass diese Zeiten die Atmosphäre eines Barcamps entscheidend prägen.

Livestreaming als Werbung

Dank der Weiterentwicklung der Technik kommt mehr und mehr Livestreaming von den Barcamps zum Einsatz. Ich denke übrigens nicht, dass dadurch Leute eher zu Hause bleiben werden. Im Gegenteil, wenn ich mir zuerst aus meinem Zimmer ein Barcamp ansehen kann und sehe, wie so eine Session läuft, senkt das auch wieder die Einstiegsbarriere und motiviert mich vielleicht, beim nächsten Barcamp selbst dabei zu sein. Es war interessant, den Chat zu verfolgen, der neben dem Streaming-Fenster lief. Viele, die den Stream von daheim verfolgten, brachten ihr Bedauern zum Ausdruck, nicht dabei zu sein.

Das nächste Level mit den Veteranen

Mir ist es echt wichtig, den Einsteigern bei einem Barcamp es so einfach wie möglich zu machen. Allerdings nervt es mich auch, dass manchmal den alten Hasen ein schlechtes Gewissen gemacht wird, dass sie bei vielen Barcamps dabei sind. Barcamps sind für mich das Ding, mit der deutschlandweiten Web-Community zusammen zu kommen. Gerade weil es hier schon lange nicht mehr um virtuelle Freundschaften geht.
Ich denke, dass die Barcamps mehr und mehr auch ein essentieller Teil von Web-Innovation in Deutschland sein werden. Sie bilden einen perfekten Boden für fruchtbare Diskussionen in entspannter Atmosphäre. Aber dafür ist auch eine gewisse kontinuierliche Teilnahme der Leute wichtig, die gemeinsam denken wollen.
Ich finde es begeisternd zu beobachten, wie sich Barcamps in Deutschland etabliert haben. Und ich will tun, was ich kann, um mit euch das Ding auf der einen Seite noch freundlicher für Einsteiger zu machen und es auf der anderen Seite gemeinsam mit den Veteranen auf das nächste Level zu heben.