„Ein Prophet gilt nichts im eigenen Land.“ heißt es in der Bibel. An diesen Vers muss ich manchmal scherzhaft denken, wenn ich beobachte, wie wenig mein Blog in meinem direkten Umfeld gelesen wird. Gerade im Zuge meiner Veränderungen-Serie fiel mir das mal wieder massiv auf. Nur meine besten Freunde sprachen mit mir über die Dinge, die ich schrieb. Aber sie wussten sowieso bescheid, weil viele Gedanken eh aus dem Gespräch mit ihnen entstanden. Aber der Rest meines Umfelds scheint mein Blog weitgehend nicht zu lesen oder sie lassen es sich zumindest nicht anmerken. Das Verhältnis beim Feedback auf die Veränderungen-Serie von Leuten, die ich persönlich kenne zu Leuten, die ich noch nicht getroffen habe war ca. eins zu sieben oder acht.
Für mich ist das erstmal ganz wertneutral. Mein Umfeld liest bis auf wenige Ausnahmen mein Blog nicht. Das hat zunächst mal einen großen Vorteil: Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, kann ich erzählen, was ich schon im Blog geschrieben habe, ohne dass mir die Person mit den Satz „Jaja, das habe ich schon in deinem Blog gelesen.“ ins Wort fällt. Wenn ich so drüber nachdenke fällt mir auf, dass mir das früher noch häufiger passiert ist. Ich weiß noch, dass ich mich irgendwann entschied, nicht mehr so viel persönliches in mein Blog zu schreiben, damit ich meinem Umfeld noch etwas zu erzählen hatte und nicht ständig obige Aussage zu hören bekam. Inzwischen habe ich den Satz schon lange nicht mehr gehört und ich finde es interessant mal drüber nachzudenken, warum das so ist.
Mein Umfeld liest also weitgehend mein Blog nicht. Woran könnte das liegen? Interessieren sich die Leute vielleicht nicht so sehr für die Themen, die ich schreibe? Mir fällt auf, dass es auf meinem Blog zwei Arten von Lesern gibt: die, welche sich für irgendeines der Themen interessieren, über die ich schreibe und die, welche mich entweder kennen oder mich über mein Blog kennengelernt haben. Die erste Gruppe kommentiert bei den Themen, die sie interessieren. Die zweite Gruppe begreift mein Blog mehr als ein Kommunikationsmittel mit mir und kommentiert bei fast allem, was ich schreibe. Sie fragen z.B. auch nach, wenn sie ein Thema nicht verstehen usw. Könnte es sein, dass mein Umfeld sich einfach noch schwer tut mit dem Kommunikationsmittel Blog?
Manchmal frage mich auch, ob es meinem Umfeld schwer fällt, den virtuellen Johannes mit dem realen Johannes in ihrem Kopf zu einer Person zusammenzufügen. Vielleicht kommt ihnen der Blogschreiber Johannes als eine andere Person vor, die sich anders ausdrückt als der reale Johannes, den sie z.B. im Café treffen. Meine Blogleser, die mich noch nicht persönlich kennen haben es da leichter. Sie kennen mich nur als Schreiber. Selbst, wenn sie mich dann persönlich kennenlernen ist mein Eindruck, dass es für sie nur die eine Person gibt. Mein Umfeld dagegen kennt mich in der Regel schon bevor es das erste mal mein Blog liest. Könnte es z.B. sein, dass man mich in eine bestimmte Schublade packt und diese dann nicht mehr passt, wenn man mein Blog liest? Mir fällt es meist leichter Dinge beim schreiben auszudrücken als im direkten Gespräch. Ich brauche in der Regel länger, um Sachverhalte und meine Meinung zu formulieren und am Ausdruck zu schrauben, weswegen mir das Blog hilft. Es passiert mir schon immer wieder, dass ich in einem Gespräche denke „Was war das denn jetzt schon wieder für ein seltsamer Satz? Das ist doch gar nicht meine Meinung.“ Insofern passt es, wenn mein Umfeld überrascht ist, wenn ich in meinem Blog vielleicht anders klinge als im Gespräch.
Diese Gedanken sind ein Grund dafür, warum ich ein Bild von mir auf mein Blog gepackt habe. Es soll helfen, die Aussagen in den Texten direkt mit meiner Person in Verbindung zu bringen, so als hätte ich sie dem Leser direkt gesagt.
Es ist auf jeden Fall interessant zu beobachten, wie sich neben meinem natürlichen Umfeld aus Freunden, Nachbarn und Bekannten ein zweites in meinem Blog gebildet hat. Viele meiner Blogleser kenne ich nicht persönlich bzw. nur aus den Kommentaren. Trotzdem kommuniziere ich regelmäßig mit ihnen und freue mich insbesondere, wenn jemand durch ein Treffen aus dem virtuellen in das reale Umfeld wechselt, zumindest solange die Person dann nicht aufhört mein Blog zu lesen.
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