Ihr plant ein Event und sucht eine passende Keynote für euer Programm. Aber was meint das eigentlich?
Ich beobachte häufig ein Missverständnis: Viele denken bei „Keynote“ an eine prominente Person, die irgendwie Glanz verleiht, eine beeindruckende Show bietet und das Publikum unterhält. Das kann funktionieren. Aber es verschenkt Potenzial.
Denn Keynotes arbeiten auf zwei Ebenen gleichzeitig. Da ist zum einen die inhaltliche Ebene: das Thema, über das gesprochen wird. Zukunftsgestaltung, KI, Leadership, Branchentrends. Und da ist die dramaturgische Ebene: die Rolle, die der Vortrag im Tagesablauf spielt.
Viele Keynote-Speaker konzentrieren sich ausschließlich auf die erste Ebene. Sie haben einen Standardvortrag, den sie überall halten. Das geht. Verschenkt aber Potenzial.
Denn wer beide Ebenen bewusst gestaltet, prägt, wie das gesamte Event wirkt. Ob die Teilnehmenden am Ende mit konkreten Erkenntnissen nach Hause gehen oder nur mit einem diffusen „War ganz nett“.
Eröffnung und Abschluss erfüllen dabei unterschiedliche Aufgaben. Wer das versteht, kann Events mit nachhaltigerer Wirkung gestalten.
Die Grundlage: Eure Ziele
Bevor ihr über Keynotes nachdenkt, eine Frage: Was wollt ihr mit eurer Veranstaltung erreichen?
Das klingt offensichtlich. Aber ich erlebe oft, dass diese Frage nicht klar beantwortet ist. Oder dass verschiedene Beteiligte unterschiedliche Antworten geben. Geht es darum, Wissen zu vermitteln? Neue Geschäftskontakte zu ermöglichen? Die Unternehmenskultur zu stärken? Ein Produkt zu launchen? Die Branche zusammenzubringen?
Je klarer eure Ziele sind, desto besser könnt ihr die Dramaturgie planen. Und desto besser könnt ihr eure Speaker briefen. Mir hilft es enorm, zu wissen, worauf eine Veranstaltung hinarbeitet. Dann kann ich meine Keynote so ausrichten, dass sie genau dazu beiträgt.

Die Eröffnungs-Keynote: Alle auf den Tag ausrichten
Die Eröffnungs-Keynote ist der Startpunkt. Typischerweise folgt sie auf eine Begrüßung durch die Veranstaltenden. Und dann?
Dann passieren zwei Dinge gleichzeitig: Der Speaker führt ins Thema ein und holt das Publikum zusammen.
Ein Beispiel: Ich halte häufig Keynotes zum Thema „Zukunft gestalten“. Das passt als Eröffnungsthema, weil es genau das anspricht, worum es bei den meisten Veranstaltungen geht. Neue Produkte entwickeln, neue Kunden gewinnen, Strategien für morgen entwerfen. Das ist die inhaltliche Ebene: Wie denken wir über Zukunft? Was bedeutet „gestalten“ überhaupt? Wo liegen die Chancen?
Aber gleichzeitig arbeite ich auf der dramaturgischen Ebene: Ich hole das Publikum dort ab, wo es gerade steht. Ich richte alle auf den Tag aus. Ich gebe ihnen Fragen mit, die sie durch die folgenden Sessions begleiten.
Das Publikum abholen. Eure Teilnehmenden kommen aus unterschiedlichsten Kontexten. Manche sind frisch angereist, andere haben gerade noch E-Mails beantwortet. Einige kennen sich mit dem Thema aus, andere sind Neulinge. Die Eröffnungs-Keynote hilft allen, anzukommen. Physisch und mental.
Ein gemeinsames Vokabular schaffen. Der Speaker bringt alle auf den gleichen Nenner. Führt zentrale Begriffe ein, erklärt Perspektiven, setzt den Rahmen für den Rest des Tages. Das klingt banal, macht aber einen Unterschied: Wenn alle mit denselben Begriffen arbeiten, werden die späteren Sessions produktiver.
Zur Reflexion einladen. Für mich ist das der wichtigste Teil einer Eröffnungskeynote: die Teilnehmenden dazu bringen, sich selbst Fragen zu stellen. Was will ich von diesem Tag? Welche Fragen bringe ich mit? Wozu suche ich Inspiration? Wer mit klarer Intention in eine Veranstaltung geht, nimmt mehr mit. Klingt offensichtlich. Passiert aber selten von allein.
Den Rest des Programms vorbereiten. Eine gelungene Eröffnung gibt das Mindset für alle folgenden Sessions. Sie hilft den Teilnehmenden, die passenden Workshops und Vorträge auszuwählen. Sie bereitet darauf vor, das Maximum aus dem Tag zu holen.
Fragen für eure Planung
- Wie viel Zeit habt ihr für die Eröffnung eingeplant?
- Gibt es vorher eine Begrüßung durch die Geschäftsführung oder startet die Keynote den Tag?
- Soll die Keynote direkt ins Fachthema einführen oder eher inspirierend den Rahmen setzen?
- Folgen danach parallele Sessions, auf die die Eröffnung vorbereiten soll?
Die Abschluss-Keynote: Den Sack zumachen
Die Abschlusskeynote ist eine besondere Herausforderung. Alle sind vollgepumpt mit Informationen, die Konzentration lässt nach, die Gedanken schweifen zur Party oder zur Heimreise. Trotzdem: Dieser Moment entscheidet, ob euer Event nachhaltig wirkt.
Den roten Faden aufzeigen. Was haben wir heute gehört? Welche Muster gibt es zwischen den verschiedenen Sessions? Welches Bild ist entstanden? Wenn der Speaker das Programm Revue passieren lässt, reflektiert das Publikum automatisch mit. „Ach stimmt, die Session hatten wir ja auch noch.“ Solche Momente sind Gold wert.
Konkrete nächste Schritte anregen. Explizit Raum geben für: Was nehme ich mit? Worüber will ich noch nachdenken? Welche konkreten Schritte plane ich? Das ist der Schlüssel zu nachhaltiger Wirkung. Ohne diese Reflexion geht vieles auf dem Weg nach Hause verloren.
Fragen fürs Networking mitgeben. Ich versuche immer, zwei bis drei Fragen mitzugeben, die beim Abendessen oder beim Networking funktionieren. Das hilft, den üblichen Smalltalk zu überspringen und direkt tieferzugehen. Es trägt die Wirkung des Events in den informellen Teil.
Fragen für eure Planung
- Habt ihr überhaupt einen Abschluss eingeplant oder endet das Event einfach?
- Wann liegt der Slot: vor dem Networking oder danach?
- Soll der Speaker das Tagesprogramm kennen und darauf Bezug nehmen?
- Was passiert nach der Keynote: Heimreise oder weiteres Programm?
Warum enge Zusammenarbeit den Unterschied macht
Viele Keynote-Speaker arbeiten so: Sie haben einen fertigen Vortrag, kommen zur Veranstaltung, halten ihn und gehen wieder. Das kann gut funktionieren, wenn das Thema passt und der Speaker überzeugend ist.
Aber es nutzt nur die inhaltliche Ebene. Die dramaturgische bleibt unberührt.
Ich arbeite anders. Ich verstehe mich nicht als jemand, der reinkommt, was erzählt und wieder verschwindet. Sondern als Teil des Veranstaltungsteams. In einer wichtigen dramaturgischen Rolle.
Je mehr Kontext ich bekomme, desto besser wird das Ergebnis. Worum geht es bei der Veranstaltung? Was ist der Schwerpunkt? Was wünscht ihr euch, was die Leute mitnehmen? Solche Fragen kläre ich in Briefing-Gesprächen.
Das ermöglicht mir, beide Ebenen zu gestalten: den Inhalt auf euren Kontext zuzuschneiden und gleichzeitig die dramaturgische Rolle der Keynote im Tagesablauf bewusst zu nutzen.
Ihr braucht kein fertiges Briefing. Viele Veranstalter denken, sie müssten erst alles perfekt durchgeplant haben, bevor sie einen Speaker anfragen. Muss nicht sein. Ich unterstütze gerne dabei, Klarheit zu gewinnen. Nach unserem ersten Gespräch erstelle ich ein ausführliches Rebriefing: ein Dokument, das zeigt, wie ich eure Veranstaltung verstanden habe. Das hilft oft, die eigenen Ziele zu schärfen.
Vorlauf ist flexibel. Mehr Zeit bedeutet ruhigere Vorbereitung und eröffnet Möglichkeiten wie begleitende Promo-Inhalte. Kurzfristige Anfragen sind aber möglich. In Zeiten, in denen sich Themen schnell entwickeln, hat das sogar Vorteile: Wir legen den konkreten Inhalt nicht zu früh fest. Ich skizziere verschiedene Richtungen, die finale Entscheidung treffen wir etwa vier Wochen vor dem Event. So bleibt die Keynote aktuell.
Wie das konkret aussehen kann, habe ich kürzlich beschrieben: Wie eine Keynote entsteht
Keynotes kurz zusammengefasst
- Keynotes arbeiten auf zwei Ebenen: Inhalt und Dramaturgie.
- Die Eröffnungskeynote führt ins Thema ein und richtet alle auf den Tag aus.
- Die Abschlusskeynote zeigt den roten Faden und sichert die nachhaltige Wirkung.
- Enge Zusammenarbeit mit dem Speaker macht den Unterschied.
Für Veranstalter
Wenn ihr eine Keynote plant: Sprecht mich an. Ich unterstütze gerne dabei, die Rolle einer Keynote für euer Event auszuarbeiten. Gemeinsam schauen wir: Wer ist die Zielgruppe? Was brauchen sie zum Einstieg? Was sind die Ziele der Veranstaltung?
Das erste Gespräch ist unverbindlich. Danach entscheidet ihr, ob es passt.
Beitragsfoto © Ralf Rödel
