Ich bin euch noch die Erklärung schuldig, wie es soweit kommen konnte, dass ich nach all meinen Aussagen im letzten und in diesem Jahr nun doch in einer Festanstellung gelandet bin.
Stufe 1: Als Freelancer unzufrieden
Wenn ich auf den Veränderungsprozess vom Anfang des Jahres zurückschaue, dann hat von den Dingen dort eigentlich nur eine Sache funktioniert: das Schreiben. Alles andere hat entweder nicht geklappt oder sich anders entwickelt.
So bin ich im Bereich Forschung keinen Schritt weitergekommen. Die ganze Konzepter-Geschichte hat sich anders entwickelt, worauf ich neulich ja schon eingegangen bin.
Leider sind auch abseits von den eigentlichen Tätigkeiten alle Versuche von Vernetzung und Bürogemeinschaften gescheitert, so dass mir die Arbeit als Freelancer in den letzten Monaten ziemlich auf den Sack ging.
Folgende Probleme haben sich dabei für mich insbesondere herauskristallisiert:
- Einsamkeit – Es klang hier gerade im Rahmen von Coworking schon häufiger an. Nach Umfragen ist Einsamkeit das größte Problem von Selbstständigen. Mir ging es da nicht anders. Mein Arbeitsalltag sah in der Regel so aus, dass ich 12 Stunden am Tag unter meinem Bett am Schreibtisch saß und maximal abends mal kurz meinen Mitbewohner gesehen habe. Auch wenn ich das immer gehofft habe, aber es lassen sich halt nicht so einfach alle Arbeiten ins Café verlegen. Teilweise war auch die Kohle einfach zu knapp.
- Allein arbeiten – Vom Typ und auch vom Studium her bin ich ein ziemlicher Teamplayer. Mich nervt es, wenn ich ein Projekt allein angehen muss und mich nicht mit jemand anderem darüber austauschen kann. Deswegen habe ich von Beginn meiner Selbstständigkeit an versucht, Projekte mit anderen zusammen zu machen und in Netzwerke zu investieren. Bis auf die Zusammenarbeit mit Denis sind alle Versuche gescheitert. Im Mai hatte ich es in Karlsruhe noch mal mit einem Bürogemeinschaftsprojekt versucht. Aber auch das hat nicht geklappt. So stand ich im Juni wieder ohne Netzwerk und Büro da.
Diese Ausgangssituation hat mich anfällig für verlockende Angebote gemacht.
Stufe 2: Ein Angebot in Reichweite
Bisher fiehl es mir aus einem Grund ziemlich leicht, alle Angebote von Agenturen von vorneherein abzulehnen: Ich hätte sie nicht annehmen können, ohne direkt umziehen zu müssen. Diese Barriere war mir viel zu hoch. Vom Freelancer zur Festanstellung ist ein riesiger Schritt. Außerdem wusste ich nie, ob es mit der entsprechenden Agentur und der Arbeit dort überhaupt passen würde. Und ich gebe Karlsruhe nicht einfach so auf Verdacht auf. Ich mag auch nicht auf einen Schlag mein komplettes Leben ändern, wenn ich mir nicht absolut sicher bin.
NEUE DIGITALE war die erste Agentur, die mich angefragt hat, die so nahe war, dass ich nicht sofort umziehen muss. Damit hatten sie einen Fuß in der Tür und ich war bereit, mich näher mit ihnen zu beschäftigen und mir anzuhören, was sie zu bieten haben.
Stufe 3: Die Inhalte stimmen
Ich habe hier schon einige Male erwähnt, dass ich glaube, dass es mehr und mehr vom reinen Jobtitel weg geht. Ich habe wenig Interesse an den Agenturen, die nur nach Jobtiteln suchen und sich dann bei einem melden. Mir ist meine Zeit zu kostbar, um beim ersten Meeting schnell festzustellen, dass man gar nicht miteinander kann.
Für NEUE DIGITALE öffnete sich die Tür ein Stück mehr, als klar wurde, dass sie über die Inhalte an mich gekommen waren. Mein jetziger Chef hatte auf der Webseite meines Fachbereichs meine Diplomarbeit entdeckt und fand das Thema sehr spannend für ND.
Einer meiner Profs meinte immer, dass die Diplomarbeit das einzige bei MSD ist, über das man sich wirklich profilieren kann. Zumindest für meinen Fall hat er damit recht behalten.
Stufe 4: Förderung statt Kohle
Den tatsächlichen Ausschlag, mein Leben aber so massiv umzukrempeln gab schlussendlich ein anderer Faktor. Im Gespräch wurde relativ schnell klar, dass es bei ND für mich keinen Job als Freelancer gibt, weil das Niveau der Projekte zu hoch für meinen Erfahrungsstand ist. Aber statt mir einfach abzusagen haben sie mein Potential erkannt und boten mir an, mich als Junior IA einzustellen, mir das nötige Handwerkszeug, das noch fehlt, beizubringen und mich zu fördern. Dazu gehören unter anderem vertraglich zugesicherte Fortbildungsmaßnahmen und die Aufnahme in das Juniorprogramm.
Der Faktor des Lernens und Gefördert-werdens spielt für mich eine große Rolle und war als Freelancer nie gegeben. Ich denke, dass es nicht gut ist, gerade zu Beginn einer Berufslaufbahn, keinen Mentor oder Lehrer zu haben, der einem das 1&1 1×1 des Business beibringt. Deswegen sagte ich zu, als klar war, dass ND in mich investieren will und mein neuer (und erster) Chef jemand ist, der, soweit ich das jetzt schon einschätzen kann, seine Mentoren/Lehrer/Förderer-Rolle sehr gut ausfüllen kann.
Das Gehalt spielt interessanterweise bei der Entscheidung eine untergeordnete Rolle. Angesichts des aktuellen Booms und des Stands an Kunden würde ich sogar vermuten, dass ich als Freelancer in der nächsten Zeit hätte mehr verdienen können.
Der rote Faden
Im Rückblick sehe ich, wie das sich alles Stück für Stück entwickelt hat. Ich habe ein genrealistisches Studium absolviert und war mir danach nicht sicher, in welcher Arbeit ich mich am wohlsten fühlen würde. Also habe ich mich zunächst als Freelancer in ganz verschiedenen Position und Projekten ausprobiert. Bei IA/Konzepter bin ich schließlich hängen geblieben. Nun ist der nächste Schritt, in diesem Bereich richtig gut zu werden. Und dafür ist ND die beste Adresse, die ich mir wünschen kann.
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