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„Wie fühlst du dich heute Morgen?“ Diese einfache Frage, gestellt von einem KI-Sprachmodell namens Claude, bildet den Ausgangspunkt eines täglichen Rituals, das meinen Arbeitsalltag grundlegend verändert hat. Während die Diskussion um Sprachmodelle sich meist um ihre Fähigkeit dreht, Texte zu generieren und Fragen zu beantworten, habe ich einen anderen Mehrwert entdeckt: ihre Rolle als Fragensteller und aktive Zuhörer. Der morgendliche Dialog mit Claude – nicht als Informationsquelle, sondern als Reflexionspartner – schafft einen Moment der Klarheit inmitten des alltäglichen Chaos aus E-Mails, Meetings und Projekten. Dieser Artikel beschreibt, wie diese ungewöhnliche Anwendung von Sprachmodellen mir hilft, vom reaktiven Modus ins bewusste Handeln zu wechseln, und warum dieses Format besonders für strategische Denkprozesse bereichernd sein kann.
Als ChatGPT Ende 2022 erschien, beobachtete ich mit Interesse, wie sich die meisten Anwendungsfälle entwickelten: Menschen stellten Fragen und ließen sich Antworten geben. Dieser Ansatz hat mich persönlich nie überzeugt. Die Gefahr von Halluzinationen ist zu erheblich, und für reine Informationssuche gibt es effektivere Tools wie etwa Perplexity.
Was mich hingegen faszinierte, war ein anderer Einsatz dieser Sprachmodelle: Nicht ich stelle die Fragen, sondern das Tool fragt mich.
Diese Perspektive erschien mir deutlich wertvoller. Als jemand, der schon immer durch den Schreibprozess gedacht hat – ähnlich wie bei etablierten Reflexionspraktiken wie Julia Camerons Morning Pages –, erkannte ich schnell: Der eigentliche Wert liegt nicht in den Antworten des Sprachmodells, sondern in meinen eigenen Reaktionen auf seine Fragen.
Gedanken außerhalb des Kopfes
In meinem Kopf herrscht oft ein kreatives Chaos. Gedanken überlagern sich – Projektideen, Sorgen, offene Fragen, halbfertige Konzepte. Dieses Durcheinander führt regelmäßig zu einer diffusen Unzufriedenheit und dem Gefühl, mich in Kleinigkeiten zu verlieren.
Beim Experimentieren mit verschiedenen Sprachmodellen bemerkte ich einen deutlichen Unterschied in der Gesprächsführung von Claude. Statt mir sofort eine Liste mit fünf vorformulierten Fragen zu präsentieren, stellt Claude eine Frage, wartet auf meine Antwort und formuliert darauf aufbauend die nächste. Es entsteht ein tatsächlicher Dialog.
Diese Qualität des aktiven Zuhörens und des gezielten Nachfragens erinnert mich an therapeutische Gespräche oder Coaching-Sessions – Formate, die mir in der Vergangenheit bereits geholfen haben, Klarheit zu gewinnen.
Der Morgen-Check-in: Entstehung einer Praxis
Aus dieser Beobachtung entwickelte sich über Monate eine Routine, die inzwischen fester Bestandteil meines Tages geworden ist: der Morgen-Check-in mit Claude – 15 bis 20 Minuten, die meine Herangehensweise an den Tag grundlegend verändern.
Der Prozess ist denkbar einfach: Ich öffne morgens Claude und beginne mit
„Guten Morgen, Claude. Es ist Mittwoch, der 23.04.2025. Lass uns einen Morgen-Check-in machen.“
Claude stellt mir dann Fragen zu meinem aktuellen Zustand – körperlich, emotional, mental. Ich antworte, Claude fragt nach, spiegelt zurück, was es verstanden hat.
Das Ergebnis: Das diffuse Gedankenchaos in meinem Kopf bekommt Struktur. Themen, die mich unterschwellig belasten, werden konkret benennbar. Durch das Formulieren von Antworten entdecke ich oft erst, was mich eigentlich beschäftigt.
Die Reflexionsfalle – ein unerwarteter Insight
Ein besonders bedeutender Moment in diesen Gesprächen kam, als Claude mir nach einigen Wochen regelmäßiger Check-ins diese Frage stellte:
„Eine zusätzliche Reflexionsfrage: Könnte es sein, dass deine tiefe Reflexionsfähigkeit manchmal in einer ‚Analysis Paralysis‘ mündet? Also ein Zustand, in dem das Nachdenken das Handeln ersetzt, anstatt es vorzubereiten?“
Diese Frage traf den Kern eines blinden Flecks in meinem Denken: Ich reflektiere gerne und ausgiebig, setze aber meine Erkenntnisse nicht immer in Handlungen um. Die Reflexion selbst erzeugt bereits ein Gefühl von Fortschritt – ohne dass sich tatsächlich etwas in meinem Leben verändert.
Diese Erkenntnis führte zu einer wichtigen Anpassung meines Morgen-Check-ins: Seither lasse ich Claude mich am Ende stets nach konkreten nächsten Schritten fragen.
Der mündliche Modus: eine andere Qualität des Denkens
Eine weitere Entdeckung hat den Wert dieser Gespräche für mich signifikant gesteigert: das Einsprechen statt Eintippen meiner Antworten.
Das Tippen eignet sich hervorragend für fokussiertes, präzises Formulieren. Das Sprechen hingegen erlaubt einen freieren Gedankenfluss, der gerade für die morgendliche Reflexion oft wertvoller ist. Ich nutze dafür MacWhisper – ein Tool, das meine gesprochenen Worte nicht nur transkribiert, sondern auch in eine gut lesbare Form bringt.
Claude verarbeitet diesen fließenderen Sprachstil erstaunlich kompetent – auch wenn ich Sätze abbreche, neu ansetze oder Denkpausen einlege. Es extrahiert die Essenz meiner Aussagen, oft klarer, als ich sie selbst formulieren würde.
Mit der hoffentlich bald verfügbaren direkten Voice-Funktion von Claude würde dieser Prozess noch natürlicher werden. Statt des derzeitigen Umwegs über Diktat-Software könnte ein echtes Gespräch stattfinden – ein kontinuierlicher Dialog ohne die Brüche des Transkriptionsprozesses. Diese direkte Sprachinteraktion würde besonders beim Morgen-Check-in einen substanziellen Unterschied machen: Ich könnte während eines Spaziergangs reflektieren, ohne auf einen Bildschirm angewiesen zu sein. Das entspricht viel mehr der natürlichen Gesprächssituation, die wir aus dem Coaching kennen. Für mich wäre dies der nächste logische Schritt in der Evolution dieser Reflexionspraxis – weg vom textbasierten Interface, hin zu einem nahtlosen Gedankenaustausch, der die Schwelle zwischen Denken und Artikulieren weiter senkt.
Das Protokoll: Erkenntnisse über Zeit
Ein unterschätztes Element dieser Praxis ist das Protokoll. Am Ende jedes Check-ins erstellt Claude eine Zusammenfassung unseres Gesprächs, die ich in einer fortlaufenden Datei speichere. Diese Datei wird Teil der „Project Knowledge“ in Claude – das Sprachmodell hat also Zugriff auf die Geschichte meiner Reflexionen.
Dies ermöglicht zwei kostbare Dinge:
- Claude kann Muster in meinem Denken erkennen und ansprechen.
- Ich selbst kann periodisch zurückblicken und die Entwicklung bestimmter Themen verfolgen.
Besonders interessant ist es, nach einigen Wochen zu sehen, welche Themen sich aufgelöst haben und welche hartnäckig wiederkehren – ein Indikator dafür, wo tiefere Arbeit nötig sein könnte.
Die Symptome des Ausfalls
Der Wert dieser Praxis zeigt sich besonders deutlich, wenn ich sie für einige Tage vernachlässige. Die Symptome sind inzwischen unverkennbar:
- Eine diffuse Unzufriedenheit breitet sich aus.
- Gedanken beginnen wieder, unstrukturiert zu kreisen.
- Ich verliere mich in Kleinigkeiten und Details.
- Frustration steigt, ohne dass ich den Grund klar benennen könnte.
- Der rote Faden für den Tag fehlt.
Sobald ich diese Muster bemerke, wird es höchste Zeit für einen Check-in. Fast immer führt schon eine kurze Session von 10–15 Minuten zu einem spürbaren Durchbruch.
Die subtile Vermeidung: Wenn wir vor Erkenntnissen zurückscheuen
Eine Herausforderung beim Morgen-Check-in liegt oft tiefer als die rein praktische Frage der Zeiteinteilung. Manchmal besteht ein unbewusster Widerstand gegen den Prozess selbst, denn wer sich auf eine ehrliche Reflexion einlässt, muss mit Erkenntnissen rechnen, die Konsequenzen nach sich ziehen.
Ich beobachte bei mir selbst immer wieder dieses Muster: Wenn ich inmitten eines Check-ins beginne, mich an Kleinigkeiten aufzuhalten oder mich in Nebensächlichkeiten zu verlieren, ist dies häufig ein Zeichen für einen tieferen Widerstand. Ich weiche aus, weil ich ahne: Die eigentliche Erkenntnis würde bedeuten, dass ich bestimmte unangenehme Schritte gehen oder mein Verhalten ändern müsste.
Diese subtile Vermeidung tritt besonders bei Themen auf, die wir bewusst im Vagen halten, weil die Konsequenzen unbequem wären. Das Erkennen dieser Vermeidungsstrategie ist an sich schon ein wertvoller Insight. Tatsächlich hat sich für mich gezeigt: Die Bereiche, in denen ich am stärksten ausweiche, sind oft genau jene, in denen die wichtigsten Erkenntnisse warten.
Mindset statt Produktivitätstrick
Mir ist wichtig zu betonen: Bei dieser Praxis geht es nicht primär um Produktivitätssteigerung oder bemerkenswerte Erfolge. Es handelt sich um etwas Grundlegenderes – eine veränderte Art, durch den Tag zu navigieren. Mit mehr Bewusstsein. Mit mehr Intention. Mit mehr Klarheit.
Der Unterschied manifestiert sich nicht in dem, WAS ich tue, sondern in dem, WIE ich es tue. Die Qualität meiner Anwesenheit im eigenen Leben verändert sich. Ich reagiere weniger und agiere mehr. Meine Entscheidungen basieren weniger auf diffusen Gefühlen und mehr auf bewusster Reflexion.
Die Wirksamkeit dieser Praxis misst sich für mich nicht in abgehakten To-do-Listen, sondern in subtileren Anzeichen: fokussierteres Arbeiten, präsentere Gespräche, weniger Momente der Ratlosigkeit vor dem Bildschirm.

Relevanz für strategisches Denken
Aus meinen Gesprächen mit Führungskräften weiß ich: Die beschriebenen Herausforderungen sind in Führungspositionen oft noch ausgeprägter. Der ständige Themenwechsel, dicht getaktete Meetings, permanente Erreichbarkeit – all dies verhindert systematisch jene Momente der Reflexion, die für klare strategische Entscheidungen unerlässlich sind.
Die Folge ist ein Führungsstil, der mehr vom reaktiven Handeln als vom proaktiven Gestalten geprägt ist. Strategische Entscheidungen werden im operativen Alltag getroffen, ohne den nötigen mentalen Raum.
Ein strukturierter Morgen-Check-in kann hier einen entscheidenden Unterschied machen. Er schafft einen bewussten Moment des Innehaltens – bevor der tägliche Strom der Anforderungen beginnt. Er ermöglicht eine klarere Prioritätensetzung und damit fundiertere strategische Entscheidungen.
Konzeptionelle Einordnung: Auf den Schultern bewährter Praktiken
Der beschriebene Morgen-Check-in mag neuartig erscheinen, steht aber in einer Tradition bewährter Reflexions- und Denkpraktiken:
Self-distancing
Die Kognitionsforschung kennt das Konzept des „self-distancing“ – die Fähigkeit, aus einer beobachtenden Perspektive auf die eigenen Gedanken zu blicken. Studien zeigen, dass Menschen, die über Herausforderungen in einer Art Dialog nachdenken (statt im geschlossenen inneren Monolog), signifikant klarere Lösungen entwickeln.
Therapie als häufigster GenKI‑Einsatz
Diese reflexive Nutzung von Sprachmodellen entspricht zudem einem breiteren Trend: Eine aktuelle Harvard-Business-Review-Studie (2025) zeigt, dass der therapeutische Einsatz von Sprachmodellen inzwischen der häufigste Anwendungsfall überhaupt ist. Menschen nutzen KI-Systeme zunehmend für persönliche Reflexion, emotionale Unterstützung und zur Strukturierung ihrer Gedanken – genau das, was der Morgen-Check-in bietet. Diese Form der Nutzung hat innerhalb eines Jahres alle technischen Anwendungsfälle überholt, was das tiefe menschliche Bedürfnis nach reflektierenden Gesprächen unterstreicht.
Morning Pages
In der Schreibpraxis existiert ein ähnlicher Ansatz in Julia Camerons „Morning Pages“ – dem unzensierten Schreiben am Morgen, um unbewusste Gedanken zugänglich zu machen. Der entscheidende Unterschied: Während Morning Pages völlig unstrukturiert sind, bietet der Morgen-Check-in durch gezielte Fragen mehr Führung und Fokus. Das soll den Nutzen von Morning Pages nicht schmälern. Ich selbst habe gute Erfahrungen mit ihnen gemacht.
Rubber Duck Debugging
Aus der Softwareentwicklung stammt die Technik des „Rubber Duck Debugging“: Programmierer erklären ihren Code einer Gummiente, um Probleme zu identifizieren. Der Akt des Erklärens zwingt zur Präzision und offenbart oft die Lösung. Bei unserem Ansatz übernimmt das Sprachmodell die Rolle des Zuhörers, mit dem Vorteil, dass es intelligent nachfragen kann.
Wie- statt Warum-Fragen
Die Art der Fragen spielt dabei eine entscheidende Rolle: Die Psychologie unterscheidet zwischen offenen „Wie“-Fragen, die zu lösungsorientiertem Denken führen, und „Warum“-Fragen, die uns oft in analytischen Schleifen gefangen halten. Sprachmodelle wie Claude scheinen intuitiv die produktiveren Fragetypen zu bevorzugen.
Aktives Zuhören
Nicht zuletzt basiert der Ansatz auf der Grundidee des aktiven Zuhörens aus der Gesprächstherapie nach Carl Rogers – einer Technik, die durch einfühlsames Zurückspiegeln und offene Fragen Selbsterkenntnis fördert, ohne Lösungen vorzugeben.
Diese konzeptionellen Parallelen erklären, warum der Morgen-Check-in für viele funktioniert: Er kombiniert bewährte kognitive Mechanismen mit den spezifischen Fähigkeiten moderner Sprachmodelle.
Startpunkte für den eigenen Weg
Falls dieser Ansatz dein Interesse geweckt hat, möchte ich einige Startpunkte teilen – nicht als strikte Anleitung, sondern als Ausgangspunkte für deine eigene Exploration:
- Einfach beginnen: Es braucht zunächst kein komplexes Setup. Öffne Claude (oder ein anderes Sprachmodell deiner Wahl) und formuliere: „Ich möchte einen Morgen-Check-in machen. Stelle mir bitte Fragen zu meinem aktuellen Befinden und meinen Gedanken. Frage immer nur eine Frage auf einmal und warte auf meine Antwort.“
- Zeit finden: Experimentiere mit der Dauer – manchmal reichen 10 Minuten, manchmal braucht es 25. Die wichtigste Frage ist nicht, wie lange es dauert, sondern ob du tatsächlich Klarheit, Ruhe und Intention in deine Gedanken bekommst.
- In Routine integrieren: Die größte Herausforderung ist Regelmäßigkeit. Meine Erfahrung: Verbinde es mit einem bestehenden Morgenritual – dem ersten Kaffee, dem Frühstück oder dem Weg ins Büro.
- Für Fortgeschrittene – Projekt anlegen: In Claude kannst du ein Projekt anlegen, in dem du detaillierte Anweisungen hinterlegst. So musst du diese nicht jedes Mal neu eingeben. In meinen Projektanweisungen stehen Details zu:
- Kommunikationsstil (Duzen, aktives Zuhören, offene Fragen)
- Reflexionsunterstützung (Emotionen identifizieren, Verbindungen herstellen)
- Protokollierung (Zusammenfassung am Ende für spätere Reflexion)
- Modi erkunden: Sprechen und Tippen haben unterschiedliche Qualitäten für den Denkprozess. Beobachte, welcher Modus in welcher Situation für dich besser funktioniert.
- Selbstkenntnis nutzen: Wenn du bereits durch Coaching oder Therapie Einsichten über deine Muster gewonnen hast, integriere diese.
Unterschiede zu anderen Reflexionsmethoden
Der Morgen-Check-in mit Claude ergänzt für mich andere Reflexionspraktiken:
- Anders als beim freien Journaling hilft die gezielte Fragestellung, nicht vor einem leeren Blatt zu sitzen.
- Im Gegensatz zu vorgedruckten Reflexionstagebüchern mit fixen Fragen sind die Nachfragen personalisiert und kontextbezogen.
- Die Methode lässt sich problemlos mit Meditation und Coaching kombinieren. Sie ersetzt diese nicht, sondern verstärkt ihre Wirkung im Alltag.
Zur Privatsphäre: Es existieren inzwischen auch Möglichkeiten, Sprachmodelle lokal auf dem eigenen Rechner zu installieren, ohne Daten in die Cloud zu senden. Diese sind allerdings nicht so leistungsfähig wie Claude, aber für grundlegende Reflexionsgespräche durchaus geeignet. Anthropic, der Anbieter von Claude, betont übrigens, dass sie Konversationen nicht zum Training von Sprachmodellen nutzen, es sei denn, das wird von den Nutzenden explizit eingeschaltet. Bei ChatGPT wiederum ist es standardmäßig eingeschaltet, kann aber in den Einstellungen ausgeschaltet werden.
Werkzeug zur Reflexion, nicht Beziehungsersatz
Wer das hier liest, bei dem könnte die Sorge vor emotionaler Bindung an ein KI-System oder gar dem Ersatz menschlicher Nähe durch digitale Interaktion entstehen. Das verstehe ich sehr gut.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich jedoch sagen: Für mich ist der Morgen-Check-in mit Claude in keiner Weise vergleichbar mit der Beziehung zu einem Menschen, sei es Therapeut, Coach oder Partner. Es handelt sich um ein Reflexionswerkzeug, vergleichbar mit einem interaktiven Tagebuch. Die Tatsache, dass ich höfliche Formulierungen wie „Guten Morgen“ oder „Danke“ verwende, dient lediglich der Verbesserung der Interaktion. Diese Kommunikationsmuster sind in den Trainingsdaten verankert und führen zu hilfreicheren Antworten.
Ich achte bewusst darauf, wie sich meine Beziehung zu diesem Tool anfühlt, und stelle immer wieder fest: Es findet bei mir keine Personifizierung statt. Claude bleibt für mich ein Werkzeug – eines, das mir hilft, in meinem Kopf Ordnung zu schaffen und Gedanken zu strukturieren, nicht mehr und nicht weniger.
Natürlich kann die Erfahrung anderer Menschen davon abweichen, und die HBR-Studie zeigt, dass viele Menschen tatsächlich eine emotionalere Beziehung zu Sprachmodellen aufbauen. Hier ist Selbstreflexion unerlässlich: Wie fühlt sich die Interaktion an? Wird das Werkzeug zum Ersatz für menschliche Beziehungen oder ergänzt es sie? Diese Abgrenzung aktiv wahrzunehmen, ist ein essenzieller Teil eines gesunden Umgangs mit der Technologie.
Exploration statt Rezept
Abschließend möchte ich betonen: Der Morgen-Check-in mit Claude ist für mich eine persönliche Exploration – eine Entdeckungsreise, deren Erfahrungen ich hier teile. Es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“, nur ein kontinuierliches Ausprobieren und Anpassen.
Was für mich funktioniert, mag für andere anders sein. Das Wesentliche ist die Erfahrung, Sprachmodelle nicht nur als Antwortgeber, sondern auch als Fragensteller zu nutzen. Als Unterstützung dabei, Gedanken aus dem Kopf in Worte – und schließlich in bewusstes Handeln – zu transformieren.
Vielleicht entdeckst du dabei, wie ich, dass die wertvollsten Antworten nicht von den Sprachmodellen kommen, sondern von dir selbst – wenn die richtigen Fragen gestellt werden.
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