Johannes Kleske

Zukünfte verstehen und gestalten

Meine Biografie

Wie ich wurde, wer ich bin

Mein Weg zur kritischen Zukunftsforschung begann lange bevor ich wusste, dass es dieses Feld überhaupt gibt.

Als Kind einer achtköpfigen Familie, aufgewachsen in einer kleinen Hochhauswohnung in einem sozialen Brennpunkt Darmstadts, lernte ich früh die Kraft der Vorstellungskraft kennen. Ohne Fernseher, aber mit vielen Büchern entwickelte ich eine lebendige innere Welt – und die Fähigkeit, mir alternative Realitäten vorzustellen.

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Frühe Prägungen

Meine Jugend in einem evangelikal-christlichen Umfeld prägte mich auf unerwartete Weise: Da viele „weltliche“ Dinge tabu waren, entwickelte ich ein besonderes Gespür dafür, was an den Rändern des Erlaubten passierte. Ich lernte, bestehende Regeln kreativ zu interpretieren und nach Alternativen zu suchen. Diese Fähigkeit, „um die Ecke zu denken“ und etablierte Strukturen zu hinterfragen, wurde später zu einer meiner größten Stärken.

Die Begegnung mit der „Emerging Church“ Bewegung Anfang der 2000er Jahre war ein Schlüsselmoment: Hier erlebte ich zum ersten Mal, wie bestehende Strukturen und Traditionen systematisch hinterfragt, dekonstruiert und neu interpretiert wurden. Diese frühe Erfahrung mit der Kraft der Dekonstruktion prägt bis heute meine Arbeit in der kritischen Zukunftsforschung.

Zwischen den Welten

Meine berufliche Laufbahn spiegelt meine Fähigkeit wider, verschiedene Welten zu verbinden. Nach dem Abitur entschied ich mich gegen ein Theologiestudium und für den damals brandneuen Studiengang Media System Design – eine Kombination aus Design, Wirtschaft und Informatik. Diese interdisziplinäre Ausbildung passte perfekt zu meiner Neigung, über Fachgrenzen hinweg zu denken und verschiedene Perspektiven zu verbinden.

In dieser Zeit entdeckte ich auch die aufkommende Blogosphäre für mich. Als einer der ersten deutschen Blogger verband ich meine technische Affinität mit der Lust am Schreiben und Analysieren. Diese Pionierarbeit führte mich zu meiner Diplomarbeit über den Einsatz von Blogs und Wikis in Unternehmen – zu einer Zeit, als Social Media noch in den Kinderschuhen steckte.

Vom Digitalen zur Zukunft

Die nächsten Jahre waren geprägt von der rasanten Entwicklung des Social Web. Als einer der ersten Social-Media-Strategen in Deutschland half ich Unternehmen dabei, diese neue digitale Welt zu verstehen und zu nutzen. Doch immer wieder stellte ich fest, dass es nicht reichte, nur die aktuelle Technologie zu erklären – wichtiger war es, die größeren Zusammenhänge und zukünftigen Entwicklungen zu verstehen.

Diese Erkenntnis führte 2010 zur Gründung von Third Wave, einem Studio für Foresight und Strategic Design. Zwölf Jahre lang begleiteten wir Organisationen dabei, sich auf zukünftige Entwicklungen vorzubereiten. In dieser Zeit wurde mir klar, dass viele Zukunftsängste auf unreflektierten Annahmen und dominanten Narrativen basieren.

Theorie trifft Praxis

Um diesem Gedanken auf den Grund zu gehen, begann ich 2017 berufsbegleitend den Master in Zukunftsforschung an der FU Berlin. Hier entdeckte ich die kritische Zukunftsforschung – einen Ansatz, der genau das wissenschaftlich untersuchte, was ich in der Praxis beobachtet hatte: Wie Zukunftsvorstellungen unser heutiges Handeln beeinflussen und wie wichtig es ist, diese zu hinterfragen.

Diese Verbindung von wissenschaftlicher Analyse und praktischer Erfahrung prägt heute meine Arbeit. Ob als Berater, Redner oder Podcast-Host: Mein Ziel ist es, Menschen und Organisationen dabei zu unterstützen, dominante Zukunftsnarrative zu erkennen und ihre eigenen, fundierten Perspektiven zu entwickeln.

Was mich antreibt

Meine frühen Erfahrungen haben mich gelehrt, dass es immer Alternativen gibt – auch wenn sie auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Diese Überzeugung treibt mich an, wenn ich mit Organisationen arbeite: Es gibt nicht die eine, unausweichliche Zukunft. Stattdessen können wir, wenn wir uns unserer Annahmen bewusst werden, aktiv gestalten, wohin die Reise geht.

Was mich besonders begeistert, ist der Moment, wenn Menschen beginnen, ihre eigenen Zukunftsannahmen zu hinterfragen und neue Möglichkeiten zu erkennen. Diese Momente des „Aha!“ zu ermöglichen und Menschen von passiven Empfängern zu aktiven Gestaltern ihrer Zukunft zu machen – das ist meine Mission.

Dabei hilft mir meine Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen und Menschen dort abzuholen, wo sie stehen. Ob in Vorträgen, Workshops oder Beratungsprojekten: Ich verbinde stets analytische Tiefe mit praktischer Relevanz und inspiriere mein Publikum, neue Perspektiven auf die Zukunft zu entwickeln.

Meine Vision

Meine Arbeit folgt einer klaren Vision: Menschen zu zeigen, dass und wie sie ihre Zukunft selbst gestalten können. Dabei geht es mir nicht um oberflächliche Zukunftsversprechen oder schnelle Lösungen. Stattdessen setze ich auf eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl analytische Schärfe als auch emotionales Verständnis erfordert.

In einer Welt, die von zunehmender Komplexität und scheinbar übermächtigen Entwicklungen geprägt ist, sehe ich meine Aufgabe darin, Menschen zu befähigen, ihre Handlungsräume zu erkennen und zu nutzen. Dies bedeutet oft, erst einmal die eigenen Annahmen über die Zukunft zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Dieser Ansatz spiegelt sich auch in meiner persönlichen Philosophie wider: Ich verstehe Gesundheit und Wohlbefinden als ganzheitliches Konzept, bei dem körperliche Fitness, geistige Klarheit und emotionale Balance zusammenspielen. Diese integrative Sichtweise prägt nicht nur mein eigenes Leben, sondern auch meine Arbeit mit Klienten und Organisationen.

Persönliche Entwicklung und neue Wege

Von Natur aus liegt meine Stärke darin, verschiedene Perspektiven zu verstehen und zu integrieren. Ich habe ein ausgeprägtes Gespür für Harmonie und die Fähigkeit, auch in komplexen Situationen ausgleichend zu wirken. Diese Eigenschaften helfen mir nicht nur in meiner Arbeit als Zukunftsforscher, sondern spiegeln auch meine persönliche Entwicklungsreise wider. Wo ich früher hauptsächlich nach Konsens und Ausgleich strebte, habe ich gelernt, dass echte Transformation oft auch konstruktive Spannung braucht.

Diese Erkenntnis führte mich 2024 zu einem wichtigen Schritt: Nach zwölf Jahren als Gründer von Third Wave und einer Phase als Senior Director bei Edenspiekermann entschied ich mich für die Selbstständigkeit. Dieser Schritt ist mehr als nur eine berufliche Veränderung – er ist Ausdruck meiner Überzeugung, dass wir aktiv unsere eigene Zukunft gestalten können und manchmal den Mut brauchen, neue Wege zu gehen.

In meiner Arbeit verbinde ich heute analytische Schärfe mit emotionaler Intelligenz. Ich habe gelernt, dass nachhaltige Zukunftsgestaltung beides braucht: klares Denken und die Fähigkeit, Menschen emotional dort abzuholen, wo sie stehen. Diese Integration von Rationalität und Emotionalität prägt nicht nur meinen persönlichen Entwicklungsweg, sondern auch meine Art, mit Klienten zu arbeiten.

brand eins cover
Auf dem Brand Eins Cover im April 2010

Reflexion als Werkzeug

Meine Herangehensweise ist geprägt von der Überzeugung, dass echte Veränderung mit tiefgründiger Reflexion beginnt. Als jemand, der selbst ständig Annahmen hinterfragt und neue Perspektiven sucht, bringe ich diese kritisch-reflektierende Haltung auch in meine Arbeit ein. Ob in Vorträgen, Workshops oder Beratungsgesprächen – ich schaffe Räume, in denen Menschen und Organisationen ihre eigenen Zukunftsannahmen erkennen und neue Möglichkeiten entdecken können.

Diese Art des Arbeitens erfordert mehr als nur methodisches Wissen. Sie verlangt die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge nicht nur zu verstehen, sondern sie auch so zu vermitteln, dass andere sie für sich nutzen können. Dabei hilft mir meine langjährige Erfahrung im Übersetzen schwieriger Konzepte in verständliche und praktisch anwendbare Erkenntnisse.

Ausblick

Heute verbinde ich in meiner Arbeit all diese Erfahrungen und Erkenntnisse: die früh entwickelte Fähigkeit, alternative Realitäten zu denken, das tiefe Verständnis für Transformationsprozesse, die analytische Schärfe der kritischen Zukunftsforschung und die durch persönliches Wachstum gewonnene emotionale Intelligenz. In einer Zeit, die von tiefgreifenden Veränderungen und wachsender Unsicherheit geprägt ist, unterstütze ich Menschen und Organisationen dabei, ihren eigenen Weg in die Zukunft zu finden – nicht als passive Beobachter, sondern als aktive Gestalter ihrer Möglichkeiten.