Zukünfte verstehen und gestalten

YOU_ser im ZKM


Seit ca. zwei Wochen läuft im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) die neue Ausstellung ‚YOU_ser: Das Jahrhundert des Konsumenten‘. Am Sonntag hatte ich Gelegenheit, mir einen ersten Überblick zu verschaffen.

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Mehr zum Thema:

Ich halte das ZKM ja sowieso schon für eines der genialsten Museen der Welt. Und diese Ausstellung unterstützt diese These mal wieder nachdrücklich. Wer sie sich ansehen will, sollte viel Zeit mitbringen, weil ansehen eigentlich genau das falsche ist. Es gibt gar nicht so viel anzusehen aber umso mehr selbst zu tun. Immerhin ist das Thema der Ausstellung der Benutzer selbst und so muss er bei fast jeder Installation selbst aktiv werden.

Ein paar Beispiele:

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Bei diesem Videospiel baut der Benutzer zunächst sein Level durch Klebestreifen, die er an die Wand klebt. Dann kann er es spielen.

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Hier kann der Benutzer Videos per Bluetooth von seinem Handy an die Installation übertragen und sie dann auf dem Screen manipulieren etc.

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Dieses Musikarchiv funktioniert über RFID-Tags, die am Boden von jeder Flasche angebracht sind. Der Benutzer nimmt eine Flasche und stellt sie auf den Tisch. Dieser erkennt den Code des RFID-Tags und spielt das entsprechende Musikstück ab. Man kann auch mehrere Flaschen gleichzeitig auf den Tisch stellen.

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Das hier ist vor allem eine große Visualisierung eines Medienarchivs. Der Benutzer kann die Inhalte über einen Touchscreen vor sich navigieren.

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Diese Installation heißt Newsjockey. Auf einer großen Projektionsfläche (s. erstes Bild) läuft eine Anwendung, bei der der Benutzer seine eigenen Schlagwörter angeben kann. Das System sucht dann in diversen Suchmaschinen nach passenden Inhalten und visualisiert diese auf den Screens.

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Couldn’t help myself 😉

Was mir direkt auffiel ist, dass man auch hier immer wieder auf den Unterschied zwischen interaktiv und user-generated trifft. Interaktiv bedeutet für mich, dass mir die Installation die Möglichkeit gibt, mit ihr zu „interagieren“, Einfluss auf sie zu nehmen. Ich bekomme in der Regel Inhalte angeboten und kann selbst entscheiden, wie ich sie organisiere oder konsumiere.
Bei user-generated dagegen kann ich meine eigenen Inhalte in die Installation laden und diese stellt mir dann verschiedene Tools und Funktionen zur Verfügung, mit denen ich meine Inhalte organisieren und konsumieren kann. Das ist der Plattform-Ansatz, der als Grundlage von Web 2.0 gilt.
Es ist interessant zu beobachten, dass je mehr user-generated eine Installation ist, desto beliebter ist sie. Ich beobachte das gleiche auch im Web.

Neben den Installationen enthält die Ausstellung auch noch eine Abteilung zur Geschichte von digitalem Storytelling etc.

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Dies ist eine typische interaktive Installation, bei der der Benutzer den Screen manuell über den Zeitstrahl bewegen kann. Zu jedem Jahr werden ihm Videos angezeigt.

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Manchmal geht es auch ganz oldschool zu.

Ich würde ohne weiteres behaupten, dass die Ausstellung für jeden Web-2.0-Interessierten Pflichtprogramm ist. Wie oben schon angedeutet, hilft sie einem ziemlich gut dabei, Verhaltensweisen und Gegebenheiten im Web zu reflektieren und sich grundsätzlichere Gedanken über user-generated-content und dem Konsumenten als aktiven Produzenten zu machen.

Die Ausstellung läuft noch bis Ende nächsten Jahres.

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0 Antworten zu “YOU_ser im ZKM”

  1. Wow, das sieht extrem interessant aus. Die Ausstellung werde ich definitiv mitnehmen. Und dass das ZKM genial ist, steht ja wohl außer Frage. Habe da schon einige tolle Ausstellungen gesehen, die dermaßen weit vor dem größten Teil des Restes der Welt waren. Außerdem sind das so ziemlich die einzigen Ausstellungen, von denen ich mir für teures Geld Kataloge zugelegt habe. Immer noch inspirierend, da ab und zu mal drin zu blättern.

  2. @Yonathan: Arte und 3sat, hm? Also was für anspruchsvolle Menschen mit einem Bedürfnis, sich tiefergehend mit Dingen auseinander zu setzen? 😉

    Was hättest du denn stattdessen erwartet? Und was bedeutet Web 2.0 für dich?

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