Zukünfte verstehen und gestalten

In 4 Stufen zur Festanstellung


Ich bin euch noch die Erklärung schuldig, wie es soweit kommen konnte, dass ich nach all meinen Aussagen im letzten und in diesem Jahr nun doch in einer Festanstellung gelandet bin.

Stufe 1: Als Freelancer unzufrieden

Wenn ich auf den Veränderungsprozess vom Anfang des Jahres zurückschaue, dann hat von den Dingen dort eigentlich nur eine Sache funktioniert: das Schreiben. Alles andere hat entweder nicht geklappt oder sich anders entwickelt.
So bin ich im Bereich Forschung keinen Schritt weitergekommen. Die ganze Konzepter-Geschichte hat sich anders entwickelt, worauf ich neulich ja schon eingegangen bin.
Leider sind auch abseits von den eigentlichen Tätigkeiten alle Versuche von Vernetzung und Bürogemeinschaften gescheitert, so dass mir die Arbeit als Freelancer in den letzten Monaten ziemlich auf den Sack ging.

Folgende Probleme haben sich dabei für mich insbesondere herauskristallisiert:

  • Einsamkeit – Es klang hier gerade im Rahmen von Coworking schon häufiger an. Nach Umfragen ist Einsamkeit das größte Problem von Selbstständigen. Mir ging es da nicht anders. Mein Arbeitsalltag sah in der Regel so aus, dass ich 12 Stunden am Tag unter meinem Bett am Schreibtisch saß und maximal abends mal kurz meinen Mitbewohner gesehen habe. Auch wenn ich das immer gehofft habe, aber es lassen sich halt nicht so einfach alle Arbeiten ins Café verlegen. Teilweise war auch die Kohle einfach zu knapp.
  • Allein arbeiten – Vom Typ und auch vom Studium her bin ich ein ziemlicher Teamplayer. Mich nervt es, wenn ich ein Projekt allein angehen muss und mich nicht mit jemand anderem darüber austauschen kann. Deswegen habe ich von Beginn meiner Selbstständigkeit an versucht, Projekte mit anderen zusammen zu machen und in Netzwerke zu investieren. Bis auf die Zusammenarbeit mit Denis sind alle Versuche gescheitert. Im Mai hatte ich es in Karlsruhe noch mal mit einem Bürogemeinschaftsprojekt versucht. Aber auch das hat nicht geklappt. So stand ich im Juni wieder ohne Netzwerk und Büro da.

Diese Ausgangssituation hat mich anfällig für verlockende Angebote gemacht.

Stufe 2: Ein Angebot in Reichweite

Bisher fiehl es mir aus einem Grund ziemlich leicht, alle Angebote von Agenturen von vorneherein abzulehnen: Ich hätte sie nicht annehmen können, ohne direkt umziehen zu müssen. Diese Barriere war mir viel zu hoch. Vom Freelancer zur Festanstellung ist ein riesiger Schritt. Außerdem wusste ich nie, ob es mit der entsprechenden Agentur und der Arbeit dort überhaupt passen würde. Und ich gebe Karlsruhe nicht einfach so auf Verdacht auf. Ich mag auch nicht auf einen Schlag mein komplettes Leben ändern, wenn ich mir nicht absolut sicher bin.

NEUE DIGITALE war die erste Agentur, die mich angefragt hat, die so nahe war, dass ich nicht sofort umziehen muss. Damit hatten sie einen Fuß in der Tür und ich war bereit, mich näher mit ihnen zu beschäftigen und mir anzuhören, was sie zu bieten haben.

Stufe 3: Die Inhalte stimmen

Ich habe hier schon einige Male erwähnt, dass ich glaube, dass es mehr und mehr vom reinen Jobtitel weg geht. Ich habe wenig Interesse an den Agenturen, die nur nach Jobtiteln suchen und sich dann bei einem melden. Mir ist meine Zeit zu kostbar, um beim ersten Meeting schnell festzustellen, dass man gar nicht miteinander kann.

Für NEUE DIGITALE öffnete sich die Tür ein Stück mehr, als klar wurde, dass sie über die Inhalte an mich gekommen waren. Mein jetziger Chef hatte auf der Webseite meines Fachbereichs meine Diplomarbeit entdeckt und fand das Thema sehr spannend für ND.

Einer meiner Profs meinte immer, dass die Diplomarbeit das einzige bei MSD ist, über das man sich wirklich profilieren kann. Zumindest für meinen Fall hat er damit recht behalten.

Stufe 4: Förderung statt Kohle

Den tatsächlichen Ausschlag, mein Leben aber so massiv umzukrempeln gab schlussendlich ein anderer Faktor. Im Gespräch wurde relativ schnell klar, dass es bei ND für mich keinen Job als Freelancer gibt, weil das Niveau der Projekte zu hoch für meinen Erfahrungsstand ist. Aber statt mir einfach abzusagen haben sie mein Potential erkannt und boten mir an, mich als Junior IA einzustellen, mir das nötige Handwerkszeug, das noch fehlt, beizubringen und mich zu fördern. Dazu gehören unter anderem vertraglich zugesicherte Fortbildungsmaßnahmen und die Aufnahme in das Juniorprogramm.

Der Faktor des Lernens und Gefördert-werdens spielt für mich eine große Rolle und war als Freelancer nie gegeben. Ich denke, dass es nicht gut ist, gerade zu Beginn einer Berufslaufbahn, keinen Mentor oder Lehrer zu haben, der einem das 1&1 1×1 des Business beibringt. Deswegen sagte ich zu, als klar war, dass ND in mich investieren will und mein neuer (und erster) Chef jemand ist, der, soweit ich das jetzt schon einschätzen kann, seine Mentoren/Lehrer/Förderer-Rolle sehr gut ausfüllen kann.

Das Gehalt spielt interessanterweise bei der Entscheidung eine untergeordnete Rolle. Angesichts des aktuellen Booms und des Stands an Kunden würde ich sogar vermuten, dass ich als Freelancer in der nächsten Zeit hätte mehr verdienen können.

Der rote Faden

Im Rückblick sehe ich, wie das sich alles Stück für Stück entwickelt hat. Ich habe ein genrealistisches Studium absolviert und war mir danach nicht sicher, in welcher Arbeit ich mich am wohlsten fühlen würde. Also habe ich mich zunächst als Freelancer in ganz verschiedenen Position und Projekten ausprobiert. Bei IA/Konzepter bin ich schließlich hängen geblieben. Nun ist der nächste Schritt, in diesem Bereich richtig gut zu werden. Und dafür ist ND die beste Adresse, die ich mir wünschen kann.


0 Antworten zu “In 4 Stufen zur Festanstellung”

  1. „[…]weil das Niveau der Projekte zu hoch für meinen Erfahrungsstand ist.“

    Glaube ich nicht. Da macht ihr euch wohl gegenseitig etwas vor. Ohne beide Seiten genau zu kennen:-)

  2. „[…]weil das Niveau der Projekte zu hoch für meinen Erfahrungsstand ist.“

    Glaube ich nicht. Da macht ihr euch wohl gegenseitig etwas vor. Ohne beide Seiten genau zu kennen:-)

  3. Glaube ich nach einer Woche arbeiten bei ND immer noch 😉

    Heißt ja nix anderes, als das die Projekte so komplex sind, dass sie die mir nicht einfach in die Hand drücken können und ich sie ihnen fertig zurück gebe.

  4. Glaube ich nach einer Woche arbeiten bei ND immer noch 😉

    Heißt ja nix anderes, als das die Projekte so komplex sind, dass sie die mir nicht einfach in die Hand drücken können und ich sie ihnen fertig zurück gebe.

  5. Hört sich cool an Johannes. Ich wünsch‘ dir neben der Herausforderung auch ’ne Menge Spaß bei der Arbeit und ein kreatives und menschlich warmes Miteinander mit den Kollegen.

    Falls du auf der Reise mal in Mannheim hängen bleibst melde dich und wir suchen ein nettes Cafe ;-).

  6. Hört sich cool an Johannes. Ich wünsch‘ dir neben der Herausforderung auch ’ne Menge Spaß bei der Arbeit und ein kreatives und menschlich warmes Miteinander mit den Kollegen.

    Falls du auf der Reise mal in Mannheim hängen bleibst melde dich und wir suchen ein nettes Cafe ;-).

  7. Ich werde hier weiter gerne beobachten und lesen. Ich halte dich fuer sehr „selbstreflektiert“ und deshalb bleibt es spannend!

    BTW: Kannst du mal bzgl. deiner Erfahrungen mit HSDPA und Zugfahrten schreiben? Interessiert mich sehr:-)

  8. Ich werde hier weiter gerne beobachten und lesen. Ich halte dich fuer sehr „selbstreflektiert“ und deshalb bleibt es spannend!

    BTW: Kannst du mal bzgl. deiner Erfahrungen mit HSDPA und Zugfahrten schreiben? Interessiert mich sehr:-)

  9. Als jemand, der beides in den letzten 12 Jahren ausgiebig ausprobiert hat, kann ich nur das gute alte englische Sprichwort zitieren: „The grass is always greener on the other side…“ 😉

    Wenn man „frei“ ist, ödet man sich vor seinem Schreibtisch im Home Office an. Hat man sich als Angestellter im Winter durch Kälte und Nahverkehr ins Büro gequält, ist es genau anders rum!

    Aber Du machst das richtig: Chance beim Schopf packen und alles ausprobieren, viel Erfolg!

  10. Als jemand, der beides in den letzten 12 Jahren ausgiebig ausprobiert hat, kann ich nur das gute alte englische Sprichwort zitieren: „The grass is always greener on the other side…“ 😉

    Wenn man „frei“ ist, ödet man sich vor seinem Schreibtisch im Home Office an. Hat man sich als Angestellter im Winter durch Kälte und Nahverkehr ins Büro gequält, ist es genau anders rum!

    Aber Du machst das richtig: Chance beim Schopf packen und alles ausprobieren, viel Erfolg!

  11. Na dann wünsche ich dir viel Erfolg beim lernen und weiterbilden. Mich würde mal interessieren, wie so ein Junior-Programm aussieht. Welche Schulungen wirst du denn besuchen?

    Ich selbst bin Quer in diesem Bereich eingestiegen und bin auch immer wieder am lernen.

    Gruß Benni

  12. Na dann wünsche ich dir viel Erfolg beim lernen und weiterbilden. Mich würde mal interessieren, wie so ein Junior-Programm aussieht. Welche Schulungen wirst du denn besuchen?

    Ich selbst bin Quer in diesem Bereich eingestiegen und bin auch immer wieder am lernen.

    Gruß Benni

  13. Interessant. Ich mache im Oktober den umgekehrten Schritt. Werde natürlich berichten, bin aber gespannt, wie es läuft. Kann mir vorstellen, dass mir Einsamkeit nicht so viel ausmacht – bin gerne mal alleine. Außerdem wartet am Abend ja meine charmante Partnerin auf gemeinsame Aktionen 🙂

  14. Interessant. Ich mache im Oktober den umgekehrten Schritt. Werde natürlich berichten, bin aber gespannt, wie es läuft. Kann mir vorstellen, dass mir Einsamkeit nicht so viel ausmacht – bin gerne mal alleine. Außerdem wartet am Abend ja meine charmante Partnerin auf gemeinsame Aktionen 🙂

  15. Na Glückwunsch erstmal zur Arbeit! Und das man da nun mal ((leider?) auch im Zeitalter von Web 2.0) immer irgendwelche Abstriche machen muss liegt ja wohl auf der Hand! Mach erst mal den Job und komm dort voran! Freelancer und Freiheit und blabla sind zwar schön – aber die Kohle (und damit auch das Prestige bzw. das Zeugnis) sind was ganz anderes…

    Ich bin sicher das Du das Zeug hast was vernünftiges zu schaffen/zu bewegen – aber sei Dir auch der Grenzen bewusst!

    Ein aufrichtiger Leser aus Sachsen! 😉

  16. Na Glückwunsch erstmal zur Arbeit! Und das man da nun mal ((leider?) auch im Zeitalter von Web 2.0) immer irgendwelche Abstriche machen muss liegt ja wohl auf der Hand! Mach erst mal den Job und komm dort voran! Freelancer und Freiheit und blabla sind zwar schön – aber die Kohle (und damit auch das Prestige bzw. das Zeugnis) sind was ganz anderes…

    Ich bin sicher das Du das Zeug hast was vernünftiges zu schaffen/zu bewegen – aber sei Dir auch der Grenzen bewusst!

    Ein aufrichtiger Leser aus Sachsen! 😉

  17. einsamkeit / no man is an island:

    dass die festanstellung sich auch in dieser hinsicht gut anfühlt, kann ich gut nachvollziehen. schreibe stundenlang an meiner diss, meist als troglodyt. gtd wird ja auch erst interessant, wenn man kein‘ chef hat.

    aber ernsthaft: bei mir sind die stunden, in denen ich wirklich was reiße, begrenzt. kann man genausogut sport machen gehen. ein schöner kontrast und auch als networking abbuchbar: never eat alone. bei mir ist das die mensa; wir haben so eine Art regelmäßigen mittagstisch installiert. es ist eine schöne abwechslung. Viel Erfolg im Job!

  18. einsamkeit / no man is an island:

    dass die festanstellung sich auch in dieser hinsicht gut anfühlt, kann ich gut nachvollziehen. schreibe stundenlang an meiner diss, meist als troglodyt. gtd wird ja auch erst interessant, wenn man kein‘ chef hat.

    aber ernsthaft: bei mir sind die stunden, in denen ich wirklich was reiße, begrenzt. kann man genausogut sport machen gehen. ein schöner kontrast und auch als networking abbuchbar: never eat alone. bei mir ist das die mensa; wir haben so eine Art regelmäßigen mittagstisch installiert. es ist eine schöne abwechslung. Viel Erfolg im Job!

  19. Leuchtet ein. Auch wenn mein Fokus nicht im Agenturgeschäft liegt, habe ich eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Zuerst wollte ich selbständig sein und bin danach auf die Nase gefallen. Dann habe ich meine Selbständigkeit parallel zu einer Umschulung weiterbetrieben. Während dieser zweiten Phase habe ich die Freelancerei zum grössten Teil als Sprungbrett in einen festen Job gesehen. Vor allem das Allein arbeiten und das fehlende Lernpotential nervten mich. Ich habe mich thematisch eher in die Breite weiterentwickelt als in die Tiefe. Deshalb bin auch ich heilfroh, seit Juli Fester zu sein. Habe darüber auch einen Lobgesang verfasst.

    Vielleicht ist es ein Trend.

  20. Leuchtet ein. Auch wenn mein Fokus nicht im Agenturgeschäft liegt, habe ich eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Zuerst wollte ich selbständig sein und bin danach auf die Nase gefallen. Dann habe ich meine Selbständigkeit parallel zu einer Umschulung weiterbetrieben. Während dieser zweiten Phase habe ich die Freelancerei zum grössten Teil als Sprungbrett in einen festen Job gesehen. Vor allem das Allein arbeiten und das fehlende Lernpotential nervten mich. Ich habe mich thematisch eher in die Breite weiterentwickelt als in die Tiefe. Deshalb bin auch ich heilfroh, seit Juli Fester zu sein. Habe darüber auch einen Lobgesang verfasst.

    Vielleicht ist es ein Trend.

  21. Ich finde solche Entscheidungen überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil: Ich gehe davon aus, dass solche Lebensläufe – ein Patchwork auch Festanstellung und Selbstständigkeit – künftig zunehmen.

  22. Ich finde solche Entscheidungen überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil: Ich gehe davon aus, dass solche Lebensläufe – ein Patchwork auch Festanstellung und Selbstständigkeit – künftig zunehmen.

  23. he-he…Falkstr…ich wohne Bockenheimer Landstr. d.h. in der Nähe am Palmengarten – das ist auch in der Nachbarschaft…. aber sag mal… und pendelst Du immer noch zwischen den Städten hin und her? jeden Tag Frankfurt-KA? manoooometer! – du hast ja nerven.. wenn du willst – guck ich, nach ner Bude fuer Dich… ganz in der Nähe…bei mir im Hause , suchen die gerade jemand – glaub ich… kannst Dich ja melden – eMail steht! Gruessle

  24. he-he…Falkstr…ich wohne Bockenheimer Landstr. d.h. in der Nähe am Palmengarten – das ist auch in der Nachbarschaft…. aber sag mal… und pendelst Du immer noch zwischen den Städten hin und her? jeden Tag Frankfurt-KA? manoooometer! – du hast ja nerven.. wenn du willst – guck ich, nach ner Bude fuer Dich… ganz in der Nähe…bei mir im Hause , suchen die gerade jemand – glaub ich… kannst Dich ja melden – eMail steht! Gruessle

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