Zukünfte verstehen und gestalten

Die granulare Gesellschaft – Buchtipp

Buch Die granulare Gesellschaft

Nachdem ich Die granulare Gesellschaft von Christoph Kucklick nun komplett gelesen habe, möchte ich meine Empfehlung wiederholen. Wer sich über die aktuellen Entwicklungen, Diskussionen und Herausforderungen der Digitalisierung umfassend auf Stand bringen möchte, der findet in dem Buch den optimalen, deutschsprachigen Einstieg.

Kucklick hat für die Recherche viele der Bücher gelesen und mit den Akteuren gesprochen, die mich die letzten Jahre ebenfalls beschäftigt haben. Heraus gekommen ist ein Buch, das für meinen Geschmack ausgeglichener ist als viele andere Texte aus Deutschland. Immer wieder stellt er die Möglichkeiten und Probleme gegenüber, ohne dabei zu sehr die Doomsday-Trommel zu rühren.

Seine Metapher von der ‚Neuen Auflösung‘ ist ein hilfreicher roter Faden, bringt aber auch die typische Problematik des Hammers mit sich, der überall nur Nägel sieht. Das tut dem Buch aber keinen Abbruch, weil seine Stärke vor allem im Zusammentragen und in Zusammenhang stellen der Inhalte besteht.

Auch darf man keine neuen Erkenntnisse oder Lösungsvorschläge erwarten, wenn man sich bereits eingehend mit den Themen beschäftigt hat. Aber gerade deswegen hoffe ich, dass das Buch viel Aufmerksamkeit bekommen wird, weil es das Potential hat die grundsätzliche Diskussion um die Digitalisierung in Deutschland auf ein höheres Niveau zu heben. Es könnte – im Sinne Gibsons – für eine deutlich gleichmäßigere Verteilung der Zukunft sorgen, die bereits hier ist.

Wir gehen nicht der Entmenschlichung, der Roboterisierung entgegen, sondern im Gegenteil: der Präzisierung dessen, was uns eigentlich ausmacht.

Zum Ende des Buchs denkt Kucklick laut über die neue Identität nach, die wir Menschen suchen, nun da Maschinen immer mehr von den Dingen beherrschen, die wir lange für typisch menschlich gehalten haben. Dabei geht er unter anderem auf den „spielenden Menschen“ ein. Dieser Abschnitt hat mich an das Buch Finite and Infinite Games von James P. Carse erinnert, das ich nach wie vor für eines der hilfreichsten bei der Suche nach einer Philosophie für unsere Herangehensweise an das Leben im 21. Jahrhundert halte. Und das obwohl es 1986 erschienen ist.

Und somit steht meine Empfehlung für die ideale Kombination von zwei Büchern für den Start in 2015: Die granulare Gesellschaft und Finite and Infinite Games.


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