Zukünfte verstehen und gestalten

Das neue Unternehmertum – Gedanken zu meinem Business


Penelope Trunk schreibt in ihrer Yahoo-Finance-Kolumne über die Unterschiede zwischen altem und neuem Unternehmertum (Entrepreneurship). Da sind einige interessante Thesen dabei, die ich durchaus auf mich anwenden kann.

Old: The self-employed are happy because they’re doing what they love.

New: The self-employed are happy because they have control over their work and they have a flexible lifestyle.

The idea that you need to do what you love is more of a platitude than solid career advice. Instead, the best advice might be to do what fits your life best, and create a life that you love.

[…]

In meiner Veränderungenserie habe ich geschrieben, dass ich mich selbstständig gemacht habe, um besser das zu machen, was ich liebe. Aber in den letzten Wochen habe ich beim drüber nachdenken genau das gemerkt, was sie hier beschreibt. Ich bin vor allem selbstständig, weil mir das Flexibilität gibt und ich mein ganzes Leben so gestalten kann, wie es für mich am besten funktioniert (s. meine Ausführungen in der Serie über meinen Tagesrhythmus).

Old: Do a lot of planning and make sure it’s going to work before you start.

New: Forget the big plan — just try it.

If it doesn’t work, just try again. This is not true for, say, starting a restaurant, but for a company with little cash outlay there’s little risk to running without a set plan.

Meine größte Angst, seitdem ich mein eigenes Gewerbe begonnen habe, war immer, dass ich vorher nicht genug Erfahrungen gemacht habe. Ich finde bei diesem Punkt merkt man massiv den Unterschied im amerikanischen und im deutschen Unternehmergeist. Der Deutsche versucht alles perfekt vorzubereiten, zu planen, alle erdenklichen Probleme im voraus zu beseitigen und schafft es so in der Regel nie, sein Business tatsächlich zu beginnen. All das rührt nach meiner Vermutung aus der immensen Angst zu versagen. Der Amerikaner dagegen legt einfach los. Wenn’s schief geht, wird halt das nächste probiert. Easy.

Ich habe mein Business ohne Geld, Erfahrung und besonders ausgeprägten Unternehmergeist begonnen. Bisher habe ich ein Jahr überlebt und in dem Jahr verdammt viel gelernt. In den letzten Monaten habe ich insbesondere versucht, meine Lebenskosten soweit wie möglich zu senken, so dass ich noch mehr Freiheiten und Möglichkeiten in meinem Business habe, ohne mir zuviel Sorgen machen zu müssen.

In den letzten Wochen nach den Veränderungen zu Beginn des Jahres hatte ich mal wieder eine Phase, in der ich das Gefühl hatte, dass ich endlich mal definieren müsste, was ich denn nun genau bin, zumindest beruflich. Bin ich nun ein Blogger, ein Media System Designer, ein Webdesigner, ein Webentwickler, ein Informationsarchitekt, ein Konzepter, ein Webberater, ein Forscher usw. Ich habe dann immer das Gefühl, dass ich mich nicht verkaufen kann, wenn ich nicht definiert habe, was ich genau mache. Irgendwas muss schließlich auf die Visitenkarte. Außerdem glaube ich dann auch immer, dass ich Prioritäten setzen muss, um in einem Gebiet richtig gut zu werden.

Zum Glück gingen diese Phasen bisher immer so zu ende, dass mir klar wurde, dass dieser ganze Definitionskram alles Bullshit ist. Ich bin gerade mal ein Jahr im Business, ich habe noch viele, viele Jahre vor mir und werde noch viele verschiedene Wege einschlagen. Sich jetzt festzulegen würde mich massiv einschränken.
Es kann gut sein, dass es so schwieriger für potentielle Kunden ist mich greifen zu können. Aber vielleicht wird es Zeit für diese Kunden sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass es Konzepter, Designer, Programmierer etc. gibt. Stattdessen gibt es lauter verschiedene Persönlichkeiten und Individuen, die alle ihre eigene Kombination von Fähigkeiten, Wissen und Erfahrung besitzen.
Wo ich eigentlich hin will ist, dass z.B. eine Agentur irgendwann nicht mehr sagt „Wir brauchen einen Konzepter. Dieser Johannes Kleske ist Konzepter, also rufen wir ihn mal an.“ Vielmehr versuche ich mein individuelles Profil aufzubauen, so dass die Agentur irgendwann sagt „Für diese spezielle Problemlösung ist der Johannes der richtige Mann.“
Das ist einer der Gründe, warum ich hier so ausführlich über meine verschiedenen Interessen blogge und teilweise auch sehr offen mit meinen Desinteressen bin. Denn so können sich potentielle Kunden ein gutes Bild von mir machen und besser entscheiden, ob ich der richtige bin, um ihr aktuelles Projekt weiterzubringen oder auch nicht.

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0 Antworten zu “Das neue Unternehmertum – Gedanken zu meinem Business”

  1. Ich lese deinen Blog schon seit einiger Zeit und ich glaube jetzt wird es Zeit für den ersten Kommentar.

    „so dass ich noch mehr Freiheiten und Möglichkeiten in meinem Business habe, ohne mir zuviel Sorgen machen zu müssen“

    Leider geht das gar nicht. Du lebst leider in einem Land welches das gar nicht zulässt. Freiheiten und Möglichkeiten gibt es nicht. Hier ein zwei Beispiele:

    • Deutsches Steuersystem Ich habe noch nie so etwas unflexibles und kompliziertes gesehen. Das der Deutsche Staat da treibt grenzt schon an abzockerei.

    • Internet Anschlüsse Es ist in Deutschland nicht möglich einen Highspeed Anschluss ohne Vertragsbindung unter einem Jahr zu bekommen. Auch wenn man Kohle hat, die Telcos wollen dir nichts geben.

    Generell gibt es meiner Meinung nach kein anderes Land welches so schlecht mit Selbständigen umgeht wie Deutschland. Als Selbständiger wirst du so oder so automatisch als Steuerhinterzieher und Sozial-Bescheisser abgeschrieben.

  2. Ich lese deinen Blog schon seit einiger Zeit und ich glaube jetzt wird es Zeit für den ersten Kommentar.

    „so dass ich noch mehr Freiheiten und Möglichkeiten in meinem Business habe, ohne mir zuviel Sorgen machen zu müssen“

    Leider geht das gar nicht. Du lebst leider in einem Land welches das gar nicht zulässt. Freiheiten und Möglichkeiten gibt es nicht. Hier ein zwei Beispiele:

    • Deutsches Steuersystem Ich habe noch nie so etwas unflexibles und kompliziertes gesehen. Das der Deutsche Staat da treibt grenzt schon an abzockerei.

    • Internet Anschlüsse Es ist in Deutschland nicht möglich einen Highspeed Anschluss ohne Vertragsbindung unter einem Jahr zu bekommen. Auch wenn man Kohle hat, die Telcos wollen dir nichts geben.

    Generell gibt es meiner Meinung nach kein anderes Land welches so schlecht mit Selbständigen umgeht wie Deutschland. Als Selbständiger wirst du so oder so automatisch als Steuerhinterzieher und Sozial-Bescheisser abgeschrieben.

  3. Einmal mehr finde ich in Deinem Artikel sowohl ein paar Antwortansätze als auch neue Fragen. Ich finde mich an vielen Stellen wieder, wenn Du von den Deutschen schreibst, die dazu neigen, das Leben an sich zuuuu sehr planen zu wollen und eben auch ihr Business. Ich mache tagtäglich ähnliche Beobachtungen und ertappe mich dann auch selber dabei, manchmal allzuuu stark planen zu wollen. Man muß sich dann immer mal wieder ‚reseten‘ ;-). Ich will aber den Faden, den Du in Deinem Beitrag spinnst auch nochmal ein wenig in eine andere Richtung weiterspinnen.

    Ein roter Faden oder viele?

    Schon in Deiner ‚Veränderungen-Reihe‘ fand sich irgendwo ein Kommentar, den ich sehr aufmerksam gelesen hatte und den ich sehr gut nachvollziehen kann. Ein ebensolcher Hinweis findet sich auch in ‚Wir nennen es Arbeit‚. Dort wird die Sache leider sehr oberflächlich mit einigen Bemerkungen abgehandelt und weggewischt. Namentlich spreche ich von dem Einwand, der besagt, dass man sich mit der ‚Leichtigkeit des Seins‘ enorm weniger plagen muß, wenn es nicht eine Familie gibt oder Kinder, die es nicht verstehen würden, wenn man mal finanziell eine Durststrecke durchstehen muß und sie deshalb auf vieles verzichten müssen, was ihre Spielkameraden machen können. Schliesslich trage ich, wenn ich dennoch allzu leichtfertige Entscheidungen fälle, diese Entscheidungen auch immer auf dem Rücken meiner Frau aus oder auf dem Rücken der Kinder. Wenn man alleine ist oder zumindest ohne Kinder oder andere Verantwortlichkeiten, gewinnt man diesbezüglich an Beweglichkeit. Umgekehrt folgere ich, daß es automatisch schwerer wird und es einfach mehr Denken erfordert, wenn man sich in einer Lebensphase befindet, die jenseits des beruflichen Anfangsstadiums ist. Dennoch verstehe ich gut, was Du meinst. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass sich viele Zeitgenossen hinter ihrer Familie verstecken oder anderen vermeintlichen Verantwortlichkeiten, um sich nur ja nicht fragen zu müssen, was sie eigentlich vom Leben wollen. Manchmal muß man einfach loslaufen und selbst wenn es einen unterwegs ‚mal zerlegt‘. Wie heißt noch dieser alte Spruch, den man an dieser Stelle gut aufsagen kann? Man darf hinfallen im Leben, man muß halt danach wieder aufstehen und weitergehen.

    Zweite Chancen. Deutschland und die anderen

    Versagen dürfen. Uns allen täte es gut, wenn wir lernen würden, daß das Leben nicht zuende ist, wenn man mal etwas in den Sand gesetzt hat. Das beudeutet weder, daß man dort gelandet sein muß, weil man ‚Schuld-Hat‘. Manchmal tut man alles, macht alles richtig und muß doch einsehen, daß eine Geschäftsidee nicht funktioniert oder man finanzielle Durststrecken nicht durchhält oder oder oder. Dasselbe gilt natürlich auch analog für private ‚Richtungsentscheide‘. Auch hier sind nicht alle Wege richtig, die man im laufe eines Lebens begeht. Jedenfalls kommt man, wenn man über diese Lebenssituationen nachdenkt und spricht, sehr schnell zu etwas anderem Ur-Deutschen: Die Deutschen geben keine zweite Chance. Es muß alles immer sofort funtkionieren. Alle müssen vom ersten Tag an erfolgreich sein und wenn man das nicht ist, bekommt man hierzulande keine zweite Chance, man bekommt eher einen Stempel auf die Stirn: Versager! An genau diesem Punkt müssen wir alle hart arbeiten, denn es ist nicht so, daß es eine einzelne Gruppe ‚hässlicher und verbohrter Deutsche‘ gibt, die so denken. Wir alle machen das, an unterschiedlichen Bereichen im Leben! Wie oft habe ich unter Kollegen, ob auf der Hochschule oder später im Arbeitsleben, gehört, wie hinter dem Rücken anderer gemeckert und gelästert wurde und sich hinter dieser vermeintlich ironisch getarnten Frotzelei beinharte Intoleranz verbarg. Das geht oft nach dem Motto: ‚Na, ich habs doch gleich gewußt, der hat gestern noch gefeiert, da kann es doch nicht klappen mit der Klausur/dem Projekt etc.‘. Immer wieder gilt: Wir alle müssen uns zunächst mal an die eigene Nase fassen. Und wir müssen aufhören über andere zu reden. Vielmehr müssen wir MITEINANDER reden. Vor allem müssen die Leute miteinander reden, die sich NICHT verstehen. Wenn ich beispielsweise in eine Versammlung gehe und mich gegen die Todesstrafe engagiere und ich rede dann vor lauter Menschen, die ohnehin meiner Meinug sind, wird der Abend zwar sehr harmonisch; ich erreiche aber nichts.

    Übrigens, lieber Johannes, fängt das alles meiner Meinung nach auch damit an, daß wir nicht unterscheiden zwischen ‚neuem Unternehmertum‘ und ‚altem Unternehmertum‘, sondern nur zwischen: guten Ideen und nicht so guten Ideen, zwischen Leuten, mit denen ich kann und anderen, wo die Chemie nicht stimmt. Wenn ich in meinen Bekanntenkreis schaue, dann verstehe ich mich mit manchem eigentlich erzkonservativem Knochen wirklich gut und mit so manchem Zeitgenossen, der mir eigentlich thematisch inhaltlich viel näher sein müßte (Life Balance, Umweltbewusstsein, Familienplanungen, etc.), würde ich einen Raum nicht länger teilen als irgend nötig. Wir müssen mal damit anfangen, die Dinge zu betonen, die uns verbinden und nicht ständig neue Gräben aufreißen.

    Am Ende will ich betonen, dass ich meine Zeilen nur deshalb hier niederschreibe, weil ich weiss, dass Du in vielerlei Hinsicht verstehst, was ich meine. Es geht auch an diesem Punkt um ‚Verstehen-Wollen‘ und nicht darum, sich voneinander abzugrenzen. Ich sehe zuerst große Gemeinsamkeiten und erst danach manche Dinge, die wir offenbar verschieden bewerten. Und schlussendlich weiss ich auch, dass Deine Gedanken persönliche Einlassungen sind und nicht den Aspruch erheben wollen, allgemeingültig zu sein. Für meine Zeilen gilt generell genau dasselbe.

    @kob: Eine kleine Bemerkung kann ich mir auch zu Deinen Aussagen nicht verkneifen:

    Ich habe mehrere Freunde aus der Schulzeit, die schon vor vielen Jahren nach den USA und nach UK übersiedelt sind und sich selbstständig gemacht haben. Seltsamerweise jammern die auch allzu gerne und allzu häufig über komplizierte Steuergesetze (in USA und UK) und das sie nicht genug geliebt werden von der Gesellschaft. Versteh‘ mich bitte nicht falsch. Wir kennen uns nicht und es ist sonst nicht meine Art, soooo direkt zu schreiben/sprechen, aber: Fangen wir doch einfach mal an mit MACHEN und hören wir auf, ständig drauf los zu jammern. Dies ist ein urdeutsches Verhaltensmuster und ich kann es schon seit geraumer Zeit einfach nicht mehr hören. Also, nochmal, ich meine NICHT DICH PERSÖNLICH! Das ist mir extrem wichtig! Ich kann nur diese Leier nicht mehr ertragen. Auch an dieser Stellen kann man festhalten, dass sich das sog. ’neue Unternehmertum‘ vom sog. ‚altem Unternehmertum‘ in keinem Deut unterscheidet, leider.

    Ich sende am Ende alles Gute und leicht verfrühte Ostergrüße nach Karlsruhe .. Ciao, Markus

  4. Einmal mehr finde ich in Deinem Artikel sowohl ein paar Antwortansätze als auch neue Fragen. Ich finde mich an vielen Stellen wieder, wenn Du von den Deutschen schreibst, die dazu neigen, das Leben an sich zuuuu sehr planen zu wollen und eben auch ihr Business. Ich mache tagtäglich ähnliche Beobachtungen und ertappe mich dann auch selber dabei, manchmal allzuuu stark planen zu wollen. Man muß sich dann immer mal wieder ‚reseten‘ ;-). Ich will aber den Faden, den Du in Deinem Beitrag spinnst auch nochmal ein wenig in eine andere Richtung weiterspinnen.

    Ein roter Faden oder viele?

    Schon in Deiner ‚Veränderungen-Reihe‘ fand sich irgendwo ein Kommentar, den ich sehr aufmerksam gelesen hatte und den ich sehr gut nachvollziehen kann. Ein ebensolcher Hinweis findet sich auch in ‚Wir nennen es Arbeit‚. Dort wird die Sache leider sehr oberflächlich mit einigen Bemerkungen abgehandelt und weggewischt. Namentlich spreche ich von dem Einwand, der besagt, dass man sich mit der ‚Leichtigkeit des Seins‘ enorm weniger plagen muß, wenn es nicht eine Familie gibt oder Kinder, die es nicht verstehen würden, wenn man mal finanziell eine Durststrecke durchstehen muß und sie deshalb auf vieles verzichten müssen, was ihre Spielkameraden machen können. Schliesslich trage ich, wenn ich dennoch allzu leichtfertige Entscheidungen fälle, diese Entscheidungen auch immer auf dem Rücken meiner Frau aus oder auf dem Rücken der Kinder. Wenn man alleine ist oder zumindest ohne Kinder oder andere Verantwortlichkeiten, gewinnt man diesbezüglich an Beweglichkeit. Umgekehrt folgere ich, daß es automatisch schwerer wird und es einfach mehr Denken erfordert, wenn man sich in einer Lebensphase befindet, die jenseits des beruflichen Anfangsstadiums ist. Dennoch verstehe ich gut, was Du meinst. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass sich viele Zeitgenossen hinter ihrer Familie verstecken oder anderen vermeintlichen Verantwortlichkeiten, um sich nur ja nicht fragen zu müssen, was sie eigentlich vom Leben wollen. Manchmal muß man einfach loslaufen und selbst wenn es einen unterwegs ‚mal zerlegt‘. Wie heißt noch dieser alte Spruch, den man an dieser Stelle gut aufsagen kann? Man darf hinfallen im Leben, man muß halt danach wieder aufstehen und weitergehen.

    Zweite Chancen. Deutschland und die anderen

    Versagen dürfen. Uns allen täte es gut, wenn wir lernen würden, daß das Leben nicht zuende ist, wenn man mal etwas in den Sand gesetzt hat. Das beudeutet weder, daß man dort gelandet sein muß, weil man ‚Schuld-Hat‘. Manchmal tut man alles, macht alles richtig und muß doch einsehen, daß eine Geschäftsidee nicht funktioniert oder man finanzielle Durststrecken nicht durchhält oder oder oder. Dasselbe gilt natürlich auch analog für private ‚Richtungsentscheide‘. Auch hier sind nicht alle Wege richtig, die man im laufe eines Lebens begeht. Jedenfalls kommt man, wenn man über diese Lebenssituationen nachdenkt und spricht, sehr schnell zu etwas anderem Ur-Deutschen: Die Deutschen geben keine zweite Chance. Es muß alles immer sofort funtkionieren. Alle müssen vom ersten Tag an erfolgreich sein und wenn man das nicht ist, bekommt man hierzulande keine zweite Chance, man bekommt eher einen Stempel auf die Stirn: Versager! An genau diesem Punkt müssen wir alle hart arbeiten, denn es ist nicht so, daß es eine einzelne Gruppe ‚hässlicher und verbohrter Deutsche‘ gibt, die so denken. Wir alle machen das, an unterschiedlichen Bereichen im Leben! Wie oft habe ich unter Kollegen, ob auf der Hochschule oder später im Arbeitsleben, gehört, wie hinter dem Rücken anderer gemeckert und gelästert wurde und sich hinter dieser vermeintlich ironisch getarnten Frotzelei beinharte Intoleranz verbarg. Das geht oft nach dem Motto: ‚Na, ich habs doch gleich gewußt, der hat gestern noch gefeiert, da kann es doch nicht klappen mit der Klausur/dem Projekt etc.‘. Immer wieder gilt: Wir alle müssen uns zunächst mal an die eigene Nase fassen. Und wir müssen aufhören über andere zu reden. Vielmehr müssen wir MITEINANDER reden. Vor allem müssen die Leute miteinander reden, die sich NICHT verstehen. Wenn ich beispielsweise in eine Versammlung gehe und mich gegen die Todesstrafe engagiere und ich rede dann vor lauter Menschen, die ohnehin meiner Meinug sind, wird der Abend zwar sehr harmonisch; ich erreiche aber nichts.

    Übrigens, lieber Johannes, fängt das alles meiner Meinung nach auch damit an, daß wir nicht unterscheiden zwischen ‚neuem Unternehmertum‘ und ‚altem Unternehmertum‘, sondern nur zwischen: guten Ideen und nicht so guten Ideen, zwischen Leuten, mit denen ich kann und anderen, wo die Chemie nicht stimmt. Wenn ich in meinen Bekanntenkreis schaue, dann verstehe ich mich mit manchem eigentlich erzkonservativem Knochen wirklich gut und mit so manchem Zeitgenossen, der mir eigentlich thematisch inhaltlich viel näher sein müßte (Life Balance, Umweltbewusstsein, Familienplanungen, etc.), würde ich einen Raum nicht länger teilen als irgend nötig. Wir müssen mal damit anfangen, die Dinge zu betonen, die uns verbinden und nicht ständig neue Gräben aufreißen.

    Am Ende will ich betonen, dass ich meine Zeilen nur deshalb hier niederschreibe, weil ich weiss, dass Du in vielerlei Hinsicht verstehst, was ich meine. Es geht auch an diesem Punkt um ‚Verstehen-Wollen‘ und nicht darum, sich voneinander abzugrenzen. Ich sehe zuerst große Gemeinsamkeiten und erst danach manche Dinge, die wir offenbar verschieden bewerten. Und schlussendlich weiss ich auch, dass Deine Gedanken persönliche Einlassungen sind und nicht den Aspruch erheben wollen, allgemeingültig zu sein. Für meine Zeilen gilt generell genau dasselbe.

    @kob: Eine kleine Bemerkung kann ich mir auch zu Deinen Aussagen nicht verkneifen:

    Ich habe mehrere Freunde aus der Schulzeit, die schon vor vielen Jahren nach den USA und nach UK übersiedelt sind und sich selbstständig gemacht haben. Seltsamerweise jammern die auch allzu gerne und allzu häufig über komplizierte Steuergesetze (in USA und UK) und das sie nicht genug geliebt werden von der Gesellschaft. Versteh‘ mich bitte nicht falsch. Wir kennen uns nicht und es ist sonst nicht meine Art, soooo direkt zu schreiben/sprechen, aber: Fangen wir doch einfach mal an mit MACHEN und hören wir auf, ständig drauf los zu jammern. Dies ist ein urdeutsches Verhaltensmuster und ich kann es schon seit geraumer Zeit einfach nicht mehr hören. Also, nochmal, ich meine NICHT DICH PERSÖNLICH! Das ist mir extrem wichtig! Ich kann nur diese Leier nicht mehr ertragen. Auch an dieser Stellen kann man festhalten, dass sich das sog. ’neue Unternehmertum‘ vom sog. ‚altem Unternehmertum‘ in keinem Deut unterscheidet, leider.

    Ich sende am Ende alles Gute und leicht verfrühte Ostergrüße nach Karlsruhe .. Ciao, Markus

  5. @markus, ein paar sehr gute Einwände. Mich beschäftigt genau so die Problematik mit Familie/Verantwortung für andere, obwohl ich noch weit davon weg bin eine zu haben (Da sieht man das deutsche Planungstier in mir g).

    Ich denke bei dem ganzen Thema gibt es große Parallelen zum Thema „Karlsruhe – DIY Kultur, Kunst und Style“ von Johannes. (http://tautoko.info/2007/04/01/karlsruhe-diy-kultur-kunst-und-style/)

    Auch als kleine Unternehmer müssen wir einfach los gehen und diese Kultur vorran treiben, damit sich was ändert. Sich über die Probleme mit dem Finanzamt zu ärgern nützt nichts. Dadurch werden wir nicht zu einem relevaten Teil der Gesellschaft, der das System vielleicht ändern kann. Los zu gehen und andere sehen lassen, dass es auch so funktioniert, in meinen Augen, dagen schon.

    Ich schlag mich nun schon 3 Jahre mit diesen Themen rum und muss sagen, da wo ich es einfach probiert habe, ist meistens was draus geworden, da wo ich anfange zu planen, verliere ich mich in meinen Planungen und am Ende bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich es so machen will, weil es doch sehr riskant aussieht.

    Ich wünsch mir für Deutschland einfach offene Menschen, die sich was trauen und es versuchen. Wenn dazu noch ein Netzwerk solcher Leute entsteht, kann das glaub ich sehr viel aus machen. Ist einfach die Frage, wie relevant können wir in unserem kleinen Umfeld werden… das entscheidet dann, wie unsere Ideen verbreitung finden. Lass mal in 20 Jahren nach Bielefeld 😉 (gehört eher zum „Karlsruhe – DIY Kultur, Kunst und Style“)

  6. @markus, ein paar sehr gute Einwände. Mich beschäftigt genau so die Problematik mit Familie/Verantwortung für andere, obwohl ich noch weit davon weg bin eine zu haben (Da sieht man das deutsche Planungstier in mir g).

    Ich denke bei dem ganzen Thema gibt es große Parallelen zum Thema „Karlsruhe – DIY Kultur, Kunst und Style“ von Johannes. (http://tautoko.info/2007/04/01/karlsruhe-diy-kultur-kunst-und-style/)

    Auch als kleine Unternehmer müssen wir einfach los gehen und diese Kultur vorran treiben, damit sich was ändert. Sich über die Probleme mit dem Finanzamt zu ärgern nützt nichts. Dadurch werden wir nicht zu einem relevaten Teil der Gesellschaft, der das System vielleicht ändern kann. Los zu gehen und andere sehen lassen, dass es auch so funktioniert, in meinen Augen, dagen schon.

    Ich schlag mich nun schon 3 Jahre mit diesen Themen rum und muss sagen, da wo ich es einfach probiert habe, ist meistens was draus geworden, da wo ich anfange zu planen, verliere ich mich in meinen Planungen und am Ende bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich es so machen will, weil es doch sehr riskant aussieht.

    Ich wünsch mir für Deutschland einfach offene Menschen, die sich was trauen und es versuchen. Wenn dazu noch ein Netzwerk solcher Leute entsteht, kann das glaub ich sehr viel aus machen. Ist einfach die Frage, wie relevant können wir in unserem kleinen Umfeld werden… das entscheidet dann, wie unsere Ideen verbreitung finden. Lass mal in 20 Jahren nach Bielefeld 😉 (gehört eher zum „Karlsruhe – DIY Kultur, Kunst und Style“)

  7. @Manuel: Hab genau das gleiche gedachte, wie du. Dieser Artikel und der über Karlsruhe gehören irgendwie zusammen.

    @Markus: Vielen dank, mal wieder, für den ausführlichen Kommentar. Ich liebe die Dinger. Auch wenn du das wahrscheinlich nicht denkst, wenn du sie schreibst, aber für mich haben die Dinge Mentoringcharakter und das kann ich gerade voll gut gebrauchen.

    Was die ganze Familienfrage angeht: Das klang ja schon immer wieder an, dass dieser Lebensstil sich schwer tut mit Familie. Zwei Gedanken dazu:

    1. Es kommt sehr darauf an, was man bewusst oder unbewusst impliziert, wenn man von Familie und den Einschränkungen durch diese spricht. Mir fällt immer wieder auf, dass im allgemeinen beim Wort Familie automatisch davon ausgegangen wird, dass das auch ein Haus, zwei Autos, Familienurlaub und sonst was bedeutet. Klar, dass man dann einen sicheren Job mit gehobenerem Einkommen von mindestens einem Elternteil braucht. Ich frage mich nur, ob es nicht auch ein stückweit anders geht. Ich z.B. bin mit fünf Geschwistern auf 94qm in einer 4-Zimmer-Wohnung aufgewachsen. Meine Eltern haben beide keinen Führerschein. Trotzdem bin ich heute in der Lage, diese Worte hier zu schreiben. Kann also nicht so schlimm gewesen sein. Auch aus meinem Umfeld kenne ich einige jungen Familien, die den scheinbar vorgegebenen Weg einer deutschen Familie nicht gehen wollen. Ja, sie liegen nachts häufiger wach und fragen sich, wo die Kohle herkommen soll. Aber dafür leben sie tagsüber ihr eigenes Leben 😉

    2. Mein (unbewusster) Plan ist eigentlich, dass ich die Zeit jetzt nutze, in der ich noch ohne Familie bin (was wahrscheinlich zu einem nicht geringen Anteil auch daran liegt, dass ich halt gerade so lebe), um mir etwas aufzubauen, das dann zu einem späteren Zeitpunkt meine Familie ernähren kann, ohne dass ich dafür zuviele Einschränkungnen hinnehmen muss.

  8. @Manuel: Hab genau das gleiche gedachte, wie du. Dieser Artikel und der über Karlsruhe gehören irgendwie zusammen.

    @Markus: Vielen dank, mal wieder, für den ausführlichen Kommentar. Ich liebe die Dinger. Auch wenn du das wahrscheinlich nicht denkst, wenn du sie schreibst, aber für mich haben die Dinge Mentoringcharakter und das kann ich gerade voll gut gebrauchen.

    Was die ganze Familienfrage angeht: Das klang ja schon immer wieder an, dass dieser Lebensstil sich schwer tut mit Familie. Zwei Gedanken dazu:

    1. Es kommt sehr darauf an, was man bewusst oder unbewusst impliziert, wenn man von Familie und den Einschränkungen durch diese spricht. Mir fällt immer wieder auf, dass im allgemeinen beim Wort Familie automatisch davon ausgegangen wird, dass das auch ein Haus, zwei Autos, Familienurlaub und sonst was bedeutet. Klar, dass man dann einen sicheren Job mit gehobenerem Einkommen von mindestens einem Elternteil braucht. Ich frage mich nur, ob es nicht auch ein stückweit anders geht. Ich z.B. bin mit fünf Geschwistern auf 94qm in einer 4-Zimmer-Wohnung aufgewachsen. Meine Eltern haben beide keinen Führerschein. Trotzdem bin ich heute in der Lage, diese Worte hier zu schreiben. Kann also nicht so schlimm gewesen sein. Auch aus meinem Umfeld kenne ich einige jungen Familien, die den scheinbar vorgegebenen Weg einer deutschen Familie nicht gehen wollen. Ja, sie liegen nachts häufiger wach und fragen sich, wo die Kohle herkommen soll. Aber dafür leben sie tagsüber ihr eigenes Leben 😉

    2. Mein (unbewusster) Plan ist eigentlich, dass ich die Zeit jetzt nutze, in der ich noch ohne Familie bin (was wahrscheinlich zu einem nicht geringen Anteil auch daran liegt, dass ich halt gerade so lebe), um mir etwas aufzubauen, das dann zu einem späteren Zeitpunkt meine Familie ernähren kann, ohne dass ich dafür zuviele Einschränkungnen hinnehmen muss.

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